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Gespräche mit Künstlern · von Doris von Drathen · S. 258 - 261
Gespräche mit Künstlern , 1987

Der Vulkan ist die Quelle

Ernesto Tatafiore im Gespräch mit Doris von Drathen

DvD:Auf einem Ihrer Bilder steht ein sonderbares Wort: Ein Schiff heißt da »vendicante«.

ET:Das ist eine Mischung aus »vendicatore«, Rächer, und »mendicante«, Bettler – mein Sohn hat dieses Wort geprägt. Ich habe dieses Schiff, das da vor dem Vulkan durchs Meer fährt, so genannt, weil es ein Teil meiner Weltsicht ist: Der Mensch kann sich gegen die Natur richten, kann sie ausbeuten, kann so tun, als sei er stärker als sie; aber dann rächt sich die Natur doch am Menschen und schlägt furchtbar zurück.

DvD:Spielt diese Weltsicht auch eine Rolle für das große Thema Ihrer Arbeit, das Sie in Serien immer wieder malen und zeichnen – den Untergang der Titanic?

ET:Das ist ein Phänomen, das mich aus zwei Aspekten interessiert, aus einem negativen und aus einem positiven. Ja, zunächst beschäftigt mich hier die Macht der Natur, die den Hochmut des Menschen bestraft. So größenwahnsinnig waren die Menschen damals mit ihrem unsinkbaren Riesendampfer, daß sie noch nicht einmal Rettungsboote vorgesehen hatten, da waren nur Attrappen zur Zierde angebracht. Und dann war da dieser Eisberg; ein Stückchen Eis hat ausgereicht, und die Natur hat den Menschen wieder in seine Grenzen gewiesen und ihm seine Ohnmacht gezeigt. Der andere Aspekt, warum mich die Titanic interessiert: Die Macht der Illusionen. Die Illusionen sind es, die den Menschen zu Höchstleistungen bringen. Diese Energie von noch ungebrochenen Illusionen und deren Zerschmetterung, das beschäftigt mich am Untergang der Titanic.

DvD:Sie sind im zweiten Beruf Psychoanalytiker. Ist das ein psychoanalytisches Interesse,…

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von Doris von Drathen

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