Thomas Wulffen
Der unverbrauchte Blick
Kunst unserer Zeit in Berliner Sicht
Martin-Gropius-Bau Berlin, 29.l.-5.4.1987
Die Ausstellung stellt eine große Frage, die wohl kaum eine Beantwortung finden wird. Christos M. Joachimides zeigt im Erdgeschoß des Martin-Gropius-Baus unter dem Titel ‘Der unverbrauchte Blick’ Kunstwerke aus Berliner Privatsammlungen. Mit der Ausstellung wird ein Bild korrigiert, das wohl auch von Seiten der Sammler einer Korrektur nötig bedurfte. Die exterritoriale Lage Berlins schien in den Augen einer vor allem westdeutschen Öffentlichkeit eine bedeutende Sammlungstätigkeit nicht zuzulassen. Die Schau nimmt nun eine erste Sichtung vor, die sich nicht auf die bekannten Größen wie Onnasch oder Marx beschränkt. Sie nennt aber an keiner Stelle einen Namen und verweist damit auf die Empfindlichkeit der hiesigen Sammler, wohl kaum aus Pietät oder Wahrung des Eigentums vor unberechtigtem Zugriff. Die Gründe für die Bescheidenheit der Sammler müssen woanders gesucht werden. Jedenfalls überließen sie dem Zeitgeist-Macher freie Hand und der stellt eine Ausstellung zusammen, die auch den Titel ‘Zweitgeist’ tragen könnte. Und da drängt sich die zentrale Frage auf: Teilen die Berliner Sammler in der entschiedenen Form, wie sie Christos M. Joachimides vorführt, diese Sicht? Auf der Pressekonferenz wurde unumwunden zugegeben, daß zwei weitere Ausstellungen von ähnlichem Ausmaß gemacht werden könnten; mit vergleichbarer Richtung? Sind die Berliner Sammler wirklich so fixiert auf eine mehr oder minder expressive Malerei, wo ein Name wie James Lee Byars oder Richard Long, mit Einzelwerken auch in der Ausstellung präsent, nur Fremdkörper sind. Die privaten Sammlungen sollen unter anderm hundertzwanzig Werke von Baselitz beherbergen und in bezug auf Hödicke…