Der ungehorsame Galerist
Ein Interview mit Johann König über seine Biografie Der blinde Galerist
von Larissa Kikol
Wer ist Johann König? Sohn der König-Dynastie? Erfolgreichster Junggalerist Deutschlands? Schelmischer Dramaturg der Medienwelt? Ja. Außerdem sehbehindert. Seine Biografie Blinder Galerist erzählt sein Leben zwischen Operationen, Kunstmessen, Hornhauttransplantationen, randalierenden Kugelskulpturen, Geschwisterneid und großen Kunstverkäufen. Johann König verlor mit 12 Jahren durch eine Explosion von Schwarzpulvergemisch beim Spielen in seinem Kinderzimmer fast sein Augenlicht. Ein schwer erziehbares Kind sei er gewesen, aber auch ein einsamer Junge, der mit der Kunst um die Aufmerksamkeit seines Vaters konkurrierte. Nach dem Unfall war er ein Wartender, orientierungslos, bis die Blindenschule ihn auffing. Nach dem Psychoanalytiker Adam Phillips müssten wir uns ein Leben lang davon erholen, einmal Kind gewesen zu sein. Und das nicht nur physisch. Die Kugel von Jeppe Hein rollte in seiner ersten Galerie gegen die Wände und hinterließ malerische Spuren der Zerstörung. 360° Presence hieß der wütende Kugelroboter, ein Werk mit dem sich Johann König seinerzeit identifizierte. Keine Malerei, keine Kunst, die ihm sein Vater Kasper König empfahl. Stattdessen: Abgrenzung. Leichtsinn. Gestaltung von etwas Neuem durch vorherige Dekonstruktion. Johann König liebt Kunst, aber noch mehr liebt er gute Ideen. Die Schwächen seiner Augen formten die Stärken seines Galerieprogramms: Raum, Größe, Licht, Material. Das Edelste dabei ist die Idee. Das innere Bild zwischen den äußeren Bildern. Aber Blinder Galerist ist nicht nur ein Buch über die Kunstwelt und die Sehbehinderung.
Ebenso wichtig sind die besinnlichen Reflexionen über die Kindheit, Elternbeziehungen, das Alleinsein in der Freiheit, das Durchmachen der Jugend…