Gabriele Beßler
»Der Stein der Weisen«
Ausstellung im Rahmen des »Wissenschaftssommers«,
Bundeshaus Bonn, 15. – 21.9.2000
Die Presseabteilung untertitelt mit “Physik trifft Kunst” und apostrophiert dieses Unterfangen als einzigartig. Nun sind solche Begegnungen im Zeitalter des Crossover sicher nicht mehr solitär, seltener noch wird indessen – wie in diesem Fall – die Aufforderung zu einer konzertierten Präsentation von wissenschaftlicher Seite ausgehen. Erkenntnisleitende Spezialisierung auf der einen und Formulierung überzeitlicher Visionen auf der anderen Seite schien jedoch den vereinten und vereinenden Blick auf das Große-Ganze nicht zu verstellen – im Gegenteil.
Auf historischem Terrain, dem Bonner Bundestag, waren also im Spätsommer Mitarbeiter des Kernforschungszentrums Jülich (welches zweifellos in der Öffnung von wissenschaftlichen Elfenbeintürmen eine der fortschrittlichsten Institutionen ist) sowie sieben Künstler der Kölner Kunsthochschule für Medien der Einladung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft gefolgt. Zwar experimentierte man nicht gemeinsam, wenngleich mitunter raumgroße Exponate auf den ersten Blick kaum von parallel vorgeführten physikalischen Versuchsanordnungen zu unterscheiden waren; allein das Bemühen um Anschauung machte denn auch Zweiflern diese Zusammenkunft plausibel (als wissenschaftlicher Laie erinnerte man sich sofort an einst unterrichtsbegleitende Molekül-Nachbildungen aus Holz oder an die sanft schwingende Modell-DNS von Crick/Watson). Von der Makroimitation zur Nanotechnologie: in Bonn verblüffte der Blick durch ein sogenanntes Rastertunnelmikroskop und die Möglichkeit mittels quantenmechanischer Effekte atomare Anordnungen zu sehen. Ähnliches Erstaunen bei den großformatigen Fotos des Japaners Yoichiro Kawaguchi: Stills computergenerierter Formenvielfalt in 3 D als Ergebnisse sich selbst verändernder Prozesse. Das cyber space bringt, je nach Energiezustrom und vorgegebener Richtung, eigene Organismen hervor. Dass in der Wissenschaft nichts mehr ohne…