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Ausstellungen: München · von Heinz Schütz · S. 291 - 293
Ausstellungen: München , 2014

Heinz Schütz
Der Stachel des Skorpions

»Ein Cadavre exquis nach Luis Buñuels L’Âge d’or«
Museum Villa Stuck, München, 28.3. – 9.6.2014

Mathildenhöhe Darmstadt, 22.6. – 5.10.2014

Es gibt eine Verbindung zwischen Traum und Film. Sie wird etwa in dem Stereotyp von Hollywood als „Traumfabrik“ beschworen, wobei sich „Traum“ in diesem Fall mehrfach interpretieren lässt: als filmische Vorführung einer den gewöhnlichen Alltag überschreitenden, begehrenswerten Lebenswelt – Wunschproduktion und Ideologie berühren sich dabei aufs engste –, als Versprechen an „alle“, womöglich selbst zum Filmstar zu avancieren, und, was im gegenwärtigen Zusammenhang von besonderem Interesse ist, als selbstbezügliche Beschreibung des Mediums Film: Schon vor das Kino erfunden wurde, spukten bewegte Bilder durch die Träume. Die dann im dunklen Kinoraum aufscheinenden, immateriellen Filmbilder ähneln mentalen Bildern, sie funktionieren, während sie projiziert werden, wie ein ausgelagerter Traum. Zieht man in Betracht, dass der Surrealismus sein Kunstverständnis mit dem Blick auf die irritierende, psychodynamische Logik des Traums entwickelte, ergibt sich daraus ein besonderes Verhältnis zum Film. Nicht zuletzt propagierten die Surrealisten das Prinzip der Montage, das dem Filmschnitt entspricht. In Luis Buñuels und Salavador Dalís „Un chien andalou“ wird die Close-up-Szene, in der eine Rasierklinge ein Auge durchschneidet, zur Surrealismus und Film verbindenden Ikone.

„Un chien andalou“ entstand 1929, ein Jahr darauf drehte Buñuel allein, nachdem die anfängliche Zusammenarbeit mit Dalí gescheitert war, „L’Âge d’Or“ („Das Goldene Zeitalter“). Die ersten Vorführungen fanden Ende November und Anfang Dezember 1930 in Paris im avantgardistischen „Studio 28“ statt. Nachdem rechtsextreme Randalierer den Film attackiert und das Kino verwüstet hatten, wurde ein, erst…



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