REINHARD ERMEN
Der Realist und der Träumer
Wie das Gelsenkirchener Blau auf Yves kam.
Zur Zusammenarbeit zwischen Yves Klein und Werner Ruhnau
Museum Wiesbaden 5.10.2004 – 9.1.2005
Im März 1957 lernt Yves Klein in Paris Werner Ruhnau kennen; der war nach Paris in die Galerie von Iris Clert gekommen, um einer Ausstellungseröffnung von Norbert Kricke beizuwohnen. Im Nebenzimmer sieht der renommierte deutsche Architekt erstmals kleine Monochrome von Klein, es kommt zu einem regen Gedankenaustausch und bald bittet Ruhnau den interessanten jungen Mann, sich an der künstlerischen Ausgestaltung des gerade entstehenden Theaterneubaus in Gelesenkirchen zu beteiligen, denn Ruhnau ist einer, der schon immer mit bildenden Künstlern zusammengearbeitet, er hat so etwas wie die Wiederbelebung der alten Bauhüttenidee im Sinn; so kennt er Kricke durch dessen Mitwirkung am wenige Jahre zuvor entstandenen Theaterneubau im westfälischen Münster. Für Gelsenkirchen rekrutiert Ruhnau neben Klein wiederum Kricke, der ein Stahlbündel an der Außenwand des kleinen Hauses erdenkt. Der Engländer Robert Adams entwirft den wehrhaften (abstrakten) Betonfries der vorgesetzten Kassenhalle, und Paul Dierkes gestaltet die Rotundenaußenwand des zentral in die große kubische Halle hineinragenden Auditoriums. Später kommt (vermittelt durch Klein) noch Jean Tinguely mit einer beweglichen Wandgestaltung für das ,Kleine Haus’ hinzu. Yves Klein gestaltet vier monumentale Reliefs hoch über den Köpfen der Besucher im Foyer. Wer sich der gläsernen Schauseite des Hauses bei Tag oder nächtlich erleuchtet nähert, erlebt wie die blauen Flächen in der vitrineartigen Architektur zu schwingen beginnen. Dass die viel belächelte “Kunst am Bau” mit den konzeptionellen Vorgaben eines Architekten zu so einer Art…