Renate Puvogel
Der »Neue Preis« für den Aachener Wandmaler
Es entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie, daß in Aachen im Abstand von wenigen Monaten zwei Preise in Sachen Kunst vergeben wurden.
Im Herbst letzten Jahres erhielt Richard Long in der Neuen Galerie-Sammlung Ludwig, dem Aachener Stammhaus von Sammlung und Forum Ludwig, den mit 20.000,– DM dotierten “Aachener Kunstpreis”; nach Luciano Fabro und A.R. Penck ehrte man mit dem britischen Landartisten einen arrivierten Künstler, für dessen Wahl es kaum einer Rechtfertigung bedurfte, der aber auch kein Risiko in sich barg und der geeignet war, das Ansehen der Stadt Aachen und ihres Mäzens in vorteilhaftes Licht zu rücken.
Der andere, der “Neue Preis”, und sein dritter Träger, der “Aachener Wandmaler”, stoßen sicherlich nicht auf einhellige Zustimmung. Und dieser “Neue Preis”, den der im Jahre 1986 gegründete Neue Aachener Kunstverein nun ebenfalls zum dritten Mal verlieh, ist auch bewußt als gegenläufig zum eingefahrenen Kunstgeschehen gedacht.
Die vom Aachener Mediziner und Kunstsammler Dr. Hans Backes initiierte und auch größtenteils finanzierte Auszeichnung wird nach Möglichkeit jährlich “an eine Person oder Personengruppe verliehen, die in der Gegenwart dazu wesentlich beiträgt oder beigetragen hat, Kunst als Herausforderung erlebbar zu machen”, wie es in der Satzung heißt. “Es geht um die Rolle der Kunst, vor allem der bildenden Kunst, als kreativ-autonome und gleichzeitig gesellschaftlich bezogene Kraft, die auch ihre institutionelle Einbindung in Frage stellen kann”. Nebenbei bemerkt: gäbe es nicht die Klausel, daß Spender nicht gleichzeitig Empfänger sein können, stünde dem Urheber diese Würdigung auch nicht schlecht an.
Die ersten beiden Preisträger sind die…