MICHEL GUERRIN
DER MOMA-EFFEKT
EIN GESPRÄCH MIT HEINZ-NORBERT JOCKS
Michel Guerrin, 46, ist Journalist bei der Pariser Tageszeitung Le Monde im Bereich Fotografie. Professor an der “Ecole national des arts décoratifs” in Paris. Er schrieb Bücher über Raymond Depardon und Guy Bourdin und ist Autor des Gallimard Buches “Profession photoreporter”, in dem er die Entwicklung des Berufs seit vierzig Jahren beschreibt. Aktuell schreibt er an einem Buch über die Beziehungen zwischen Fotografie und Information. Mit ihm, der sich mit allen Spielarten der Fotografie und auch mit der Rolle des Marktes befasst, sprach Heinz-Norbert Jocks in Paris über Bildjournalismus, die Geschichte der Agenturen, über Marktmechanismen, die Bedeutung des MoMA in New York für den plötzlichen Aufstieg einzelner Fotografen zu Stars sowie über Mode- und Kriegsfotografie.
Heinz-Norbert Jocks: Wann erwachte Ihr Interesse an der Fotografie!
Michel Guerrin: Als ich zwanzig war. Ich liebte es, zu fotografieren, und arbeitete gerne im Labor. Es bereitete mir großes Vergnügen, Abzüge zu machen, was ja eine intime, persönliche Arbeit für Freunde und diejenigen ist, die mir nahe stehen. So fing das an. Übrigens zusammen mit einem Freund, der sich, seinerseits ebenfalls in die Fotografie vernarrt, für Cartier-Bresson und Robert Frank begeisterte. Irgendwann ruhte diese Form der Tätigkeit, bis mit meinem Beruf als Journalist die Lust an der Fotografie erneut entflammte. Ich dachte immer, wer als Journalist arbeite, könnte nicht von den Bildern sprechen, da sie Teil der Zeitungen seien. Dennoch stark an Pressebildern interessiert, sah ich mir möglichst vieles an. Als Le Monde, eine Zeitung, die traditionsgemäß keine Bilder verwendete,…
