Jürgen Raap
Der Mensch in seinen Welten
»Themenparcours im neuen Rautenstrauch-Joest-Museum – Kulturen der Welt, Köln«
Ab 22.10.2010 und bis auf weiteres
Mit dem Umzug in das neue Kulturzentrum am Neumarkt hat man dem Kölner Völkerkundemuseum auch gleich einen neuen Namen verpasst: es heißt jetzt „Rautenstrauch-Joest-Museum – Kulturen der Welt“ und signalisiert damit eine Abkehr von der früher üblichen eurozentrischen Sicht. Die einstige fachliche Trennung zwischen der Volkskunde zur Erforschung heimischer Kultur und der Völkerkunde als ethnographischer Beschreibung exotischer Welten hat man mit dieser veränderten Sichtweise ebenfalls aufgegeben. In einer Stadt, deren heutige Bewohner ihre biografischen und familiären Wurzeln in 180 verschiedenen Nationen haben, führt man den Museumsbesuchern stattdessen jetzt in der ständigen Ausstellung „Der Mensch in seinen Welten“ ein Nebeneinander einer venezianischen Karnevalsmaske und einer Vogelmaske der Bwaba vor Augen. Der zwölfteilige Themenparcours zu Stichworten wie „Religion“, „Wohnen, „Vorurteile“, „Kleidung und Schmuck“ enthält auch sonst konsequenterweise keine Anordnung der Exponate nach geografischer Einteilung: da stehen in einem der Räume ein thailändischer Buddha neben Holzskulpturen aus Sierra Leone, einer Wächterfigur aus Borneo und einer Stele aus Guatemala.
Eine solche globalistisch orientierte Ausstellungsdramaturgie ist mit einem politischen und pädagogischen Anspruch auf Aufklärung und Bewusstseinsveränderung verbunden. Dies ist auch durchaus notwendig in einer Zeit, in der auf CDU-Parteitagen der konservative Flügel die „Leitkultur“-Debatte zu beherrschen versucht und Thilo Sarrazin jüngst mit seinen bizarren biologistischen Verstiegenheiten an den Stammtischen viel Zuspruch einheimste. Dass die Sammlungsgeschichte hiesiger Völkerkundemuseen durchaus ihren Anteil an der Durchsetzung bis heute weit verbreiteter rassistischer Weltbilder hat, spart die Ausstellung nicht…