Marius Babias
Der Lottokönig
Ausstellung »Die Epoche der Moderne -Kunst im 20. Jahrhundert«:
Christos M. Joachimides gerät unter Druck
Eine Taxifahrt in Berlin kurz nach Mauerfall. Die Taxifahrerin erzählt folgende Geschichte. Ihre Tochter hatte in der Zeitung gelesen, daß 300.000 Russen rund um Berlin stationiert sind. Jetzt wo die Mauer weg ist, wer schützt uns vor ihnen, fragte das ängstliche Kind. Christos Joachimides, der Fahrgast von damals, hatte herzlich gelacht: “Das Kind glaubte, der Westen habe die Mauer wie eine mittelalterliche Burg gebaut, um uns vor den Russen zu schützen.” Heute fühlt er sich selbst umzingelt. Diese Anekdote spiegelt seinen Gemütszustand wider, wenn er an Berlin denkt, dieser brodelnden Kaputt-Stadt, die ihm alles gegeben hat und jetzt wieder wegnehmen will – gesellschaftlichen Aufstieg und Professorentitel, ja Weltruhm und vor allem viel Geld, allein seit 1993 13,3 Millionen Mark für seine Ausstellungen “Metropolis”, “Amerikanische Kunst” und “Afrika”. Früher konnte er die Neider mühelos abschütteln, doch jetzt wird es ernst. Der Berliner “Tagesspiegel” fährt eine Kampagne gegen ihn und schreckt selbst vor Persönlichkeitsver- letzung nicht zurück (“levantinische Schlitzohrigkeit”). Seine Geg- ner, von Joachimides als “Fußkranke und Gichtige” bezeichnet, “die hier in den letzten 20 Jahren Kunstpolitik gemacht haben”, holen zum Gegenschlag aus. Vordergründig kritisieren sie seine für Mai `97 geplante Mega-Ausstellung “Die Epoche der Moderne – Kunst im 20. Jahrhundert” im Martin-Gropius-Bau, doch in Wirklichkeit wollen sie seinen Kopf.
Die Vorwürfe: die Maßlosigkeit des Anspruchs, der Absprung der Kooperationspartner Guggenheim Museum New York und Royal Academy London, die angeblich dubiose Abrechnung jener von der Stiftung…