Der Künstler als globaler Player
Mit Ethnologischem Blick – die Kunst im Zeichen der Globalisierung
Von Hans-Jürgen Heinrichs
Kunst als Handeln und das Verhältnis zwischen Künstler, Kunst und Publikum als ein Feld des Austausches, der Interaktion und Kommunikation – so könnte man die gegen die museale Gettoisierung und den geläufigen Konsum gerichtete Konzeption der von Catherine David eingerichteten documenta X umreißen. Sogleich, kaum, daß man sich diese Idee angesichts der Film- und Videoinstallationen, der Bild- und Fotoräume, des Zusammenspiels von Innen- und Außenräumen, von Aktionen und Präsentationen vergegenwärtigt hat, kann man in sich zwei gegensätzliche Stimmungen wahrnehmen: eine mehr zustimmende Haltung, die darauf gründet, daß Kunst gar nicht mehr anders vorstellbar ist als in dieser Aura der Beweglichkeit, der Ereignishaftigkeit, der Einschließung des Außen in das, was man einmal “Kunsterlebnis” nannte; andererseits aber eine Haltung der Skepsis gegenüber dem Pathos, mit dem hier etwas verkündet wird, was wir doch seit Jahrzehnten bestens kennen, was schon Geschichte ist, und auch Zweifel darüber, ob die Kunst und die Künstler, die gezeigt werden und sich zeigen, die Kraft, das Potential, die zukunftsweisende Energie haben, um mit den Mitteln der Kunst, und nicht nur als Appell, Manifest oder Theorie, die Richtung aufzuzeigen, sie mit Evidenz, und auf einzigartige Weise, im Werk zu manifestieren. Das Kunstwerk selbst muß doch die Konzeption und, wenn man so will, die Botschaft, die Vision oder gar Utopie sein, und nicht das, was man ihm zusprechen mag. Das Kunstwerk selbst muß mich mit einer Wahrheit, oder weniger pathetisch: mit einer Realität konfrontieren,…