Der Kunst-Spin
Autor*innenmodelle und Identitätskonstruktionen
von Heinz Schütz
Kunst ist ein Produkt, das von einem einzelnen Künstler oder einer Künstlerin hergestellt wird. Diese als konstitutiv erachtete, Künstlerinnen lange Zeit weitestgehend ausschließende Beziehung, wurde im westlichen Kontext über Jahrhunderte einstudiert. Sie prägt bis heute das Kunstverständnis, auch wenn inzwischen das Kunstkollektive zunehmend in den Fokus rückt und im digitalen Raum Algorithmen die personale Autor*innenschaft abzulösen beginnen. Bis heute weist das traditionelle Produkt Kunst in einer spinartigen Bewegung nicht nur auf sich und über sich hinaus auf die Welt, sondern insbesondere auch auf die Künstler*innen. Der auktoriale Rekurs bedingt, dass sich Produkt und Produzent*in ineinander spiegeln und dabei Bedeutungen generieren. Der / die Produzent*in als quasi individualisierte „Marke“ labelt das Produkt, während das Produkt das Wissen um deren „Produktpalette“ bestätigt, respektive erweitert.
Der spezifische Produkt-Produzent*innen-Spin unterscheidet Kunst von anderen Produkten. Im Gegensatz dazu, spielt im Umgang mit technischen Geräten das Wissen um die Erfinder*innen keine Rolle. Im Handwerk verschwinden die Hersteller*innen hinter dem Produzierten. Die industrielle Produktion erfolgt kollektiv als „Arbeitsteilung“ zwischen Menschen und Menschen und Maschinen, wobei die auf Gewinnmaximierung programmierten Maschinen den Rhythmus vorgeben. Überschrieben werden die einzelnen und kollektiven Arbeits-Leistungen mit dem Namen der als Produzent auftretenden Firma und mit Markenzeichen. Der überlieferte Kunstbegriff hingegen lenkt die Aufmerksamkeit auf die einzelnen und idealiter als singulär erachteten Produzent*innen. Dabei spielt die Signatur eine nicht zu unterschätzende Rolle. Was bei Industrieprodukten Markennamen und Logos sind, ist in der Kunst der Name der Künstler*in und die Signatur.
Die Signatur
Frühe Vorläufer von Signaturen finden sich bereits in…