Olaf Metzel.
Der „intellektuelle Hooligan“?
Ein Gespräch mit Raimar Stange
Macht wird in unseren „westlichen“ Demokratien meist erst dann sichtbar, wenn sie provoziert wird. Genau dieses Sichtbarmachen gelingt der Kunst von Olaf Metzel seit nunmehr gut 25 Jahren. Vor allem seine Skulpturen im öffentlichen Raum werden immer wieder überaus kontrovers diskutiert, so jüngst seine 2007 erstmals in Wien gezeigte Arbeit Turkish Delight, die eine junge nackte Frau darstellt, mit nichts anderem als einem Kopftuch bekleidet ist. Olaf Metzel lotet die Grenzen unserer Redefreiheit aus und deckt dabei wohlkalkuliert ihre ideologischen Rahmenbedingungen auf.
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Raimar Stange: Im Rahmen der Fußballweltmeisterschaft 2006 hast Du in Nürnbergs Altstadt den ehrwürdigen „Schönen Brunnen“ mit spiralförmig angeordneten Sitzreihen aus dem Berliner Olympiastadion umhüllt. Diese Skulptur Auf Wiedersehn war Dein Beitrag für die Ausstellung Das große Rasenstück, die die Stadt Nürnberg, dort fanden damals 3 WM-Spiele statt, gemeinsam mit dem Deutschen Fußballbund initiiert hatte. Aufgeregter, medial angeheizter und letztlich auch gewalttätiger Bürgerprotest war die Folge. Man warf Dir vor, Du würdest eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Stadt ausgerechnet dann „verschandeln“, wenn in der Stadt die „Welt zu Gast ist“. Eine Nürnberger Zeitung titelte damals „Hirnverbrannt ist das“, eine andere „Hier lacht der Schrott-Künstler“, beide forderten einen Abbau der Arbeit. Was denkst du über eine solche Form von Meinungsfreiheit?
OLAF METZEL: Meinungsfreiheit würde ich das nicht nennen, eher Meinungsmanipulation. Das kennt man ja, wenn sich die Medien auf ein Thema stürzen, verselbständigen sich die Dinge und manchmal laufen sie aus dem Ruder. Abgesehen davon, gab es auch sehr viele positive Reaktionen,…