Der Hunger nach Bildern
Die neue Malerei: Nach-Moderne oder Freier Stil?
von Wolfgang Max Faust
Der “Zeitschnitt: Gefühl und Härte” zeigt es: Jetzt am Beginn der achziger Jahre, erleben wir eine grundlegende, heftige, spannungsreiche Umorientierung in der bildenden Kunst in Deutschland. Wir sehen das massierte, lautstarke Auftreten einer neuen Künstlergeneration, die in erstaunlich rascher Zeit das Interesse der Öffentlichkeit auf sich ziehen konnte. Von Hamburg bis München, von Berlin bis Köln finden wir die Präsentation der jungen Generation. Die Namen der Teilnehmer werden dabei immer wieder neu gemischt, einige kommen hinzu, einige bilden sich als Fixpunkte heraus, einige verschwinden wieder nach dem ersten Auftritt. Fast will es scheinen, als ob die neue und neugierige Kunst sich zuerst einmal mit dem Mittel der Quantität durchsetzen will. Der Anspruch wird vorgebracht durch “Masse”. Das erzeugt eine Offenheit und Unsicherheit, die verwirrend und provokant ist, die Spektren und Möglichkeiten entwirft, so daß ein schroffes “Nebeneinander” als ein erstes Kennzeichen der neuen Situation zu gelten hat. Was “bleiben wird”, ist weitgehend ungeklärt, doch der Auswahlprozeß kommt – so läßt sich erkennen – schon rasch in Gang.
Die Kunst wuchert, zeugt Triebe und Filiationen, bildet Knotenpunkte und Verästelungen. Künstler, Galerien, Kunstvermittler, Ausstellungsmacher folgen diesem Wuchern, ohne daß jemand schon definitiv wüßte, was Bestand hat, wo die Zukunft, wo die endgültige Qualität liegt. Zwar kann man schon jetzt Gemeinsamkeiten, Fixpunkte der Artikulation und Haltung ausmachen, doch was diese junge Kunst darstellt, bleibt weiterhin unbeantwortet. Daß sie nicht nur mit Jubel begrüßt wird, versteht sich. Doch auch die Begeisterung ist sich,…