Gislind Nabakowski
Der Hang zur Architektur in der Malerei der Gegenwart
Deutsches Architekturmuseum, 3.9.-23.10.1988
Der erste Satz schon, der im Entrée auf eine Tafel gedruckt in die Schau einweiht, ist Banalität und Gemeinplatz. Er heißt: “Die Architekturmalerei ist nichts Neues!” Mit der Titelschöpfung “Der Hang zur Malerei in der Architektur der Gegenwart” hat sich die Neuinszenierung – Rückblick auf einen Startitel – an Harald Szeemanns “Hang zum Gesamtkunstwerk” angelehnt. Ein Viertel der Leihgaben der ehrgeizigen Schau – insgesamt sind es 84 Exponate von 14 Künstlern – stammt aus der Düsseldorfer Galerie Gmyrek. Ein weiterer größerer Teil kommt aus der Frankfurter Galerie Grässlin/Ehrhard. Wenn wir mit den Augen die Cinémascope-Wand mit den Großlettern der Namen der 14 Künstler abfahren, das trotz seiner Klarheit doch labyrinthisch angelegte postmoderne Gehäuse (O. M. Ungers) durchwandern, so muß, trotz Ablenkung durch prunkvolle Verschalung, eine Frage schon aufkommen: Inwiefern kann die hier unter ein großtuerisches Motto gepreßte Auswahl tatsächlich für die Malerei der Gegenwart stehen? Angezweifelt werden muß ebenso, daß die Frankfurter Präsentation, die nur ein enges Spektrum an heutiger Kunst vorführt, überhaupt an die Szeemannsche Inszenierung heranreichen kann, die immerhin noch Komplexität und Ironie vorwies. Kann das, was Malerei bewegt, nur ein “Hang” sein? Mißfallen weckt schon die floskelhafte Allüre des Titels.
Die Wahl beginnt bei Gerhard Richter. Der hatte in den 60er Jahren, in der Nachfolge seines mit Konrad Fischer hinter Düsseldorfer Schaufenstern stumm durchgeführten Happenings “Kapitalistischer Realismus” -unter Berufung auf Luftfotografien -schwarz-weiße Stadtbilder gemalt, deren Neutralität die Schneisen und Verwaltungstrakte, Raster und Ordnungsstrukturen der millionenschweren Großstadt…