Der Brüsseler Galerist Etienne Tillman sieht in der kunstgeschichtlichen Linie Rops – Ensor – Magritte – Broodthaers bis hin zu Jacques Charlier, der auch oft Mittel der Karikatur einsetzt, den gemeinsamen Nenner in einer “zurückhaltenden Einstellung, einer belgischen Schüchternheit”. In der Distanz zur eigenen Arbeit bzw. zu deren inhaltlichen Ansprüchen hätten alle diese Künstler eine Art und Weise entwickelt, “sich zwar nicht direkt über sich selbst lustig zu machen, aber verstehen zu geben, daß man sich selbst doch nicht allzu ernst nimmt”. Daraus ergäbe sich eine “verfängliche, fast hinterhältige” Vorgehensweise, Menschen und Kunst einander anzunähern. Was auf der Vermittlerebene nicht immer gelingt, denn Rops mußte sich zu Lebzeiten mehrfach wegen seiner Symbiose von Humor und praller Erotik von der Kunstkritik anfeinden lassen.
Tillman organisierte parallel zur Aufführung des Theaterstücks “L’Apparition” (Die Erscheinung) eine Ausstellung, die “zeigen sollte, daß vieles, was man sieht, möglicherweise nicht die Realität ist, weil die Wirklichkeit sich dem Auge nicht immer auf die gleiche Art offenbart”. Ein Bild hatte einen völlig schwarzen Grund, auf dem in anderem Schwarzton in kleinen Buchstaben das Wort “weiß” geschrieben war, erst aus kürzester Distanz lesbar. Ein Museumsführer forderte das verblüffte Publikum auf: “Treten Sie näher, und Sie werden weiß sehen.” Tillman räumt ein, daß bei vielen dieser Exponate der Humor nicht im Werk selbst erhalten war bzw. ist, sondern erst durch eine spezielle Präsentationsform vermittelt wird. In anderen Arbeiten, etwa in jenen des Malers Clerbois mit christlichen Motiven, liegt der Witz in der Verfälschung jener Vorstellungen, die wir von der Realität…