Rüdiger Schöttle
Der getanzte Louis XIV tanzt
Ausstellung in der Galerie der Künstler München, Februar 1985
Das Ausstellungstableau des durch unsere Geschichte tanzenden Louis XIV war der Spiegel, vor dem der Tänzer in der Ausstellung diese Geschichte durch seine eigene Person noch einmal aufscheinen ließ. Geschichtliches Bild und lebendige, darstellende Person spiegelten sich ineinander, um zu einem ganzheitlichen Bild der Vorstellung zusammenzufließen. Es entstand ein Traum, der sich mit der Realität über ein größeres, zusammenfassendes Bild projektiv verband. Vom Außen war dieser Traum durch die Mauern des Gebäudes getrennt, die im Innern die für den Traum notwendige Dunkelheit schufen. Dieses Dunkel wurde vom artifiziellen Licht eines zum Bild zusammengefaßten inhaltlichen Wollen beleuchtet. Wie alle heutige Kultur bildete auch dieses Bild sich aus den vielen einzelnen Bildern; aus den zerschnittenen Bildern, die noch einmal zerschnitten die inhaltlichen Stationen des Ausstellungstableaus füllten. Purgatorium, Inferno, Rette sich wer kann, drei Bereiche deren Schnittstellen die Reflexionsbewegung des Tableaus im Betrachter hervorriefen, was sich durch den Tänzer wiederum als dargestellte Gegenwart zeigte. Die Reflexionsbewegung des Ausstellungstableaus spiegelte sich in der gegenwärtigen Bewegung des Tänzers, der diese im Jetzt gespiegelte Reflexionsbewegung einem Publikum vorhielt, das Bild und Tanz als Spiegelung eines gemeinsamen Inhalts in seiner Vorstellung verschmolz. Dieser gemeinsame Inhalt war der ideale, perspektivische Ort, von dem aus sich die perspektivischen Punkte ausbreiteten um eine Grenze hervorzubringen, die über ihre Vermitteltheit mit ihrem Außen die Tiefe des Bildinnern schuf. Eine Vermitteltheit, die sich als Beziehung von Traum zur Wirklichkeit zeigte. Ein Traum, der die Realität in ihrer bildhaften…