Der Geist der Schwelle. Häuser II
Herausgegeben von Jürgen Raap
Im ersten Teil (Bd. 182) dieser beiden Themenbände über Häuser als “dritte Haut” ging es vor allem um die kulturgeschichtlichen und psychologischen Aspekte der Behausung. Was an künstlerischen Hausprojekten erwähnt wurde, das kreiste konzeptuell zu großem Teil um Idealentwürfe und Utopien. In diesem Band behandelt der zweite Teil der Dokumentation nun vor allem soziologische Aspekte: Zum einen geht es um provisorische Architektur, um künstlerische Konzepte mit Kiosken, Baracken und Containern. Dabei geht es sowohl um Metaphorisches und um begehbare wie nicht begehbare Installationen als auch um eine praktische Nutzung: Das Grazer Künstlerprojekt “Abseits vom Netz” mündet ein die Herrichtung einer Containersiedlung für Obdachlose, und die Wiener Gruppe “Wochenklausur” stellte im öffentlichen Stadtraum einen Container als “Streitpavillon” auf. Unser Zeitalter der Beschleunigung von Transporten und Kommunikationsvorgängen bringt eine Mobilität hervor, die Chance und Zwang zugleich ist. Mit diesem Aspekt beschäftigt sich der Text über die “Nomaden der Neuzeit” mit der Auflösung biografischer Verortungen. Der Medienkünstler und -professor Peter Weibel z.B. ist ständig unterwegs und verzichtet freiwillig und bewusst auf einen festen Wohnsitz. Das Industriezeitalter war – wie alle vorausgegangenen Epochen seit der Einführung des Ackerbaues – eine Ära der Bodenständigkeit gewesen. Die Fabriken der Montanindustrie siedelte man da an, wo Rohstoffe (Kohle) und entsprechende Infrastrukturen vorhanden waren, und die Arbeitskräfte zogen dorthin, aus den strukturschwachenländlichen Gebieten etwa ins Ruhrgebiet. Im Zeitalter der Globalisierung haben sich diese Prozesse ins genaue Gegenteil verkehrt: Textil- und Computerfabriken betreibt man da, wo billige Arbeitskräfte zur Verfügung stehen,…