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Titel: Die Zukunft des Körpers I · von Jeffrey Shaw · S. 168 - 171
Titel: Die Zukunft des Körpers I , 1995

Jeffrey Shaw
Der entkörperte und wiederverkörperte Leib

Die Kunstgeschichte gibt eine komplexe Reihe von Beispielen für die Beziehungen zwischen Körper und Raum – Beziehungen zwischen dem wirklichen Bereich des realen Körpers des Zuschauers und dem realen Raum, in dem er sich befindet, und dem virtuellen Bereich des repräsentierten Körpers und der repräsentierten Räume. Der gegenwärtige Körper im Raum entspricht nicht mehr dem klassischen Modell. Unser Körper ist ein schwindelerregender Ort – kopfüber aufgehängt (Baselitz), in den Raum gestoßen (Klein), als veraltet bezeichnet (Stelarc) und jetzt anscheinend übermenschlich wiederverkörpert im Cyberspace und übermenschlich wiedervereinigt im Netzraum.

In den 60er und 70er Jahren ließ die Evolution von mixed-media und inter-media Experimenten es deutlich werden, daß die kritische Situation des Körpers ein zentrales Thema war. Der performative Körper des Künstlers und der partizipierende Körper des Zuschauers ergaben zusammen den Begriff eines Körpers, der zunehmend in die Dialektik der mediatisierten Erfahrung “eingetaucht” war. Der heute an die Virtuelle Realität angeschlossene Körper des Protagonisten ist eine klare Erweiterung dieser Verbindung.

Körper und Raum befinden sich an der Wurzel aller Erweiterungen. Die narrative Erweiterung ist der zeitliche Körper im Raum. Die rituelle Erweiterung ist der liturgische Körper im sakralen Raum. Die interaktive Erweiterung ist der vom Körper beeinflußte Raum. Schließlich gibt es die mannigfaltigen Erweiterungen, die entweder den Raum oder den Körper unterdrücken, um die Vorherrschaft des einen über den anderen zu fördern. Und heute gibt es die virtuelle Erweiterung der mediatisierten Körper und Hyperräume.

Alle Erweiterungen der Körper-Raum-Verbindung kämpfen mit einer fundamentalen Trennung in unserer Haltung gegenüber dem Körper…

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