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Magazin: Bilderstreit · S. 403 - 403
Magazin: Bilderstreit , 1989

Thomas Wulffen
Der eigentliche Anachronismus

Der Bilderstreit und der Streit um das Bild

Es kann hier nicht darum gehen, den Auseinandersetzungen um die jeweiligen Galerie- und Galeristeninteressen anläßlich des Bilderstreits nachzugehen. So oder so bringt sich der eine oder der andere ins Scheinwerferlicht oder seine Werke auf den Verkaufstisch. In dem ‘Spiel ohne Grenzen’, in dem jede Stadt ihre Punkte sammeln will, um seine kulturelle Bedeutung gegenüber anderen Städten zu behaupten, werden auch in Zukunft weitere Joker gezogen werden. Es mag sein, daß anläßlich der Erfahrungen um den Bilderstreit eine Pause dabei eintritt, aber spätestens mit dem gemeinsamen europäischen Markt 1992 wird der Städtewettbewerb an Härte zunehmen, weil das Kapital allein nicht Kultur schafft und auch nicht jenen diskreten Charme ausstrahlt, mit der sich eine Stadt von der anderen absetzen kann.

Was aber sind die realen Gründe für das Scheitern des ‘Bilderstreits’? Das kann kaum beantwortet werden, weil dieses Scheitern sich nicht so einstellen wird, wie es dem Ereignis gemäß wäre: Die Besucher strömen in die Hallen. Es ist nicht zu erwarten, daß der Bilderstreit seine eigentliche Funktion nicht einlöst: die Stadt ist im Gespräch und die Besucher werden weiter strömen. Zu fragen ist: An welchen Kriterien bemißt sich eine Kritik des ‘Bilderstreits’? Das zu hinterfragen, stellt den kritischen Diskurs selber als Vermittlungselement zur Diskussion. Eine kleine Schar von Kritikern, Galeristen, Museumsleitern und Kulturträgern halten diesen Diskurs und werden von ihm gehalten. Gegenüber den eigentlichen Entscheidungsträgern bleibt ihr Diskurs weitestgehend ohne Wirkung. Und es wird sich immer jemand finden, der diesen Diskurs gerechtfertigt…


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