Der Byzantinismus in der Neuen Malerei in Österreich
Von Helmut Draxler
Die junge österreichische Malerei ist wesentlich eine Malerei der Fläche. Dies ist freilich nicht dekorativ-ausufernd, sondern äußerst gespannt und konzentriert. Der Gegensatz zur italienischen Malerei ist von grundsätzlicher Natur: dort findet sich lateinische Erzählfreude, mythische Leichtfüßigkeit, die noch den schwersten Körpern den Charakter des Aufgeblasenen gibt; das Wunderbare und das Wahrscheinliche tummeln sich in luftigen Räumen. Dagegen wirkt die österreichische Malerei vom Malgrund aus; was sie will, gleicht dem Blick der Medusa: den Betrachter bannen, peinigen, ihn überwältigen mit der Last ewiger Wahrheit.
Das entscheidende Prinzip, das ein solches Wollen transportiert, ist eine Form von Zweischichtigkeit. Am klarsten erscheint eine solche im Werk von Brigitte Kowanz/ Franz Graf.Das Künstlerpaar mengt phosphoreszierende/fluoreszierende Stoffe in ihr Malmaterial, so daß sich bei Tageslicht und bei Schwarzlichtbeleuchtung ein jeweils anderes Bild ergibt; beide Bilder sind für sich komponiert, das eine verbirgt aber immer das andere. Bei Erwin Bohatsch findet sich dieses Prinzip in verwandter Form wieder. Die Oberfläche spannt sich wie eine Haut von Rahmen zu Rahmen, um dadurch ein Pandämonium, ein Reich mikroskopischer Allbeseelung zu verdecken. Selbst Hubert Schmalix, dessen ungemein kräftiger Strich nie den Gedanken der Hintergehbarkeit aufkommen ließe, kennt ähnliches: oft sind die Farbmassen kompositionell nicht verfestigt, zwischen den rochierenden Flecken tauchen aus der Tiefe neue Formen auf – so können sich etwa Efeublätter in die Augenhöhlen eines Schädels verwandeln. Im Ansatz ist seine Malerei manchesmal erzählerisch, sofort wird aber diese Tendenz gebremst durch die Macht des Bildes.
Bei Siegfried Anzinger schließlich durchdringen sich…