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Magazin · S. 361 - 361
Magazin , 1990

Christian Huther
Der Blick aus dem Jenseits

IN FRANKFURT WURDE EIN IKONENMUSEUM ERÖFFNET

Wenn man sich beim Zählen nicht vertan hat, ist es das 33. Museum in Frankfurt: Das Ende März eröffnete Ikonenmuseum umfaßt 800 vorwiegend in Rußland beheimatete Heiligengemälde, daneben auch bulgarische, jugoslawische und griechische Arbeiten, wobei der Schwerpunkt der meist auf Holz gemalten Ikonen auf dem 18. und 19. Jahrhundert liegt. Das neue Haus, eine Dependance des Museums für Kunsthandwerk, ist im Refektorium des früheren Deutschordenshauses nahe dem Museumsufer untergebracht. Frankfurt macht also einmal mehr Konkurrenz, nun dem Ikonenmuseum in Recklinghausen – dem bedeutendsten der westlichen Welt -, das allerdings auf die Zeit vom 14. bis 19. Jahrhundert konzentriert ist.

Der Frankfurter Zuwachs basiert auf einer Stiftung des im Taunus lebenden Herzspezialisten Jörgen Schmidt-Voigt, der seit 30 Jahren Ikonen sammelt. Der renommierte Arzt behandelte in der Sowjetunion viele prominente Patienten, darunter auch Religionsführer, die ihm regelrecht die Augen für die Ikonen öffneten. Der 72jährige Stifter interessierte sich besonders für Gemälde, in denen Krankheiten, Heilungen und allerlei anatomische Merkwürdigkeiten thematisiert werden.

Für den Ausbau des Museums, der etwa vier Millionen Mark kostete, wurde der Architekt Oswald Mathias Ungers gewonnen, nach dessen Planen das im Krieg zerstörte Barockgebäude in den 60er Jahren wieder aufgebaut wurde. Um Platz für das im Westflügel des Gebäudes untergebrachte Museum zu gewinnen, hat Ungers auf halber Höhe eine Galerie einziehen lassen, so daß insgesamt 300 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung stehen. Ungers hat das innere mit weißen Wänden und eingezogenen Kojen betont sachlich gehalten, nur der rote Sandsteinboden strahlt eine…


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