Rainer Metzger
Dennis Oppenheim
Galerie Susanne Albrecht, München, 10.9. – 23.10.1993
Er war der Lyriker unter den Land-Artisten. Seine Arbeiten waren lapidarer, ephemerer als die der Kollegen: Die Spuren im Schnee beispielsweise, die er zog, um geographische oder Zeitgrenzen zu markieren, sie konnten binnen kurzem wieder verschwunden sein. Er ging mehr als ein Robert Smithson etwa auf die Bedingungen seines Materials, der Natur, ein, formte es weniger nach seinem Willen, als daß er sich ihm anpaßte. Er, der Künstler, war das Medium, in dem sich die Landschaft dann selbst zum Sprechen brachte. Er war auch der Poet unter den Body-Artists. Stärker als ein Bruce Nauman oder ein Vito Acconci gab er sich der Passivität hin, ließ an seinem Körper natürliche Abläufe geschehen, machte kenntlich, was sowieso passierte: Ein arrangierter Sonnenbrand war bei ihm Symptom genug für Kunst. Wieder ging es ihm um die kleine Form, um das simple Sich-artikulieren-Lassen von vorgegebenen Phänomenen, um die reine Sichtbarkeit, jenseits jeder Prätention.
Dennis Oppenheims Werk lebt dabei, aller Entmaterialisierung zum Trotz, von der Intaktheit künstlerischer Souveränität. Weniger als bei seinen Kollegen aus dem Umkreis von Body- und Land-art bedurfte es hier eines anwesenden und dadurch aktiv am Geschehen teilnehmenden Publikums. Im Gegenteil, die fotografische Dokumentation war bei ihm oft genug das einzige Angebot zum Nachvollzug dessen, was er am eigenen Leib erlebte oder der Haut der Erdoberfläche zufügte. Und wenn sein Werk in den Achtzigern eine ähnliche Entwicklung durchmachte wie jenes von Acconci oder Nauman, bleibt dieser Unterschied zäh vorhanden: Auch seine neuesten Arbeiten sind Bilder,…