Ulli Moser
Denkmalpflege anders
Der Entwurf der New Yorker Künstlergruppe Site für das »Tor zum Ring« am Museum für Angewandte Kunst in Wien
Als der inzwischen zertrümmerte EXPO-Traum noch wirkte, überschwemmte Wien eine Restaurierungswelle, die sich in dieser Form keiner gewünscht hatte. Im Zuckerbäckerstil wurden Innenstadt-Häuser bemalt, um das Stadtbild “freundlicher” zu gestalten. Diese Form der Denkmalpflege kann als Vandalismus an der Originalsubstanz betrachtet werden. Einen Hoffnungsschimmer dafür, daß auch in Wien ein zeitgemäßer Umgang mit dem Vorhandenen möglich ist, sah man in dem Revitalisierungsprojekt des “Etablissement Ronacher” in der Wiener Innenstadt. Den ausgeschriebenen Wettbewerb gewann 1987 das Architektenduo Coop Himmelblau. Eine Vision von der idealen Verbindung alter und neuer Architekturelemente war in Aussicht gestellt. Am 27. August dieses Jahres aber erklärte Wiens Vizebürgermeister, das “Ronacher” werde aus Kosten- und politischen Gründen nicht nach diesen Plänen umgebaut. Angesichts solcher Ereignisse wächst die Angst um ein anderes Projekt, das einen kleinen Meilenstein in Wiens bis dato karger Architekturgeschichte des späten 20. Jahrhunderts repräsentieren könnte.
Der Direktor des Österreichischen Museums für angewandte Kunst, Peter Noever, hat die New Yorker Künstlergruppe SITE eingeladen, einen Beitrag zur Neugestaltung des Haupteingangsbereichs des nach Entwürfen von Heinrich von Ferstel 1868-1871 errichteten Hauses zu entwerfen. Der Backsteinbau im Renaissancestil zählt zu den dominantesten architektonischen Punkten an dieser Stelle des Wiener Rings.
Der SITE-Entwurf sieht vor, aus dem Untergeschoß ein Fassadenelement, bestehend aus Sockel und Fenster mit Gesimse, auszuschneiden und im Abstand von etwa 3,5 Metern vor der Schnittstelle aufzustellen. Die entstandene Öffnung wird verglast und gibt den Einblick in die dort…