Ingo Arend
Denken ist schön
Symposium zur Neuronalen Ästhetik an der Bonner Universität
Wahrnehmung ist physiologisch gesehen neutonale Aktivität. Doch was geschieht dabei tatsächlich, und welche Schlußfolgerungen lassen sich daraus ziehen? So könnte man versuchen, die offene Fragestellung der “neuronalen Ästhetik” zu erklären. Es handelt sich dabei um alles andere als gesicherte Erkenntnisse. Unter der ästhetischen Supervision von Bazon Brock, Wuppertal, haben Fachleute wie der Bonner Detlef Linke, Professor für klinische Neurophysiologie und neurochirurglache Rehabilitation an der Universität Bonn, oder der Direktor des Hagener Karl Ernst Osthaus-Museums, Michael Fehr, im Bonner Universitätsclub einen interdisziplinären Dialog zwischen Natur- und Geisteswissenschaftlern, zwischen Kunsthistorikern, Ästhetikwissenschaflern und Neurophysiologen über Funktionsweise und Art von Denk-und Wahrnehmungsprozessen begonnen.
Neuronale Ästhetik ist zum einen die formale Ästhetik der neuronalen Netze im Gehirn, der Hardware von Denken und Wahrnehmung. Die Modelle und Schnittbilder des Gehirns zeigen biologische Konstrukte, “Verdrahtungsarchitekturen” von einer erstaunlichen Regelmäßigkeit, ein hochartifizielles System, das einmal wie ein Spinnengewebe, wie eine Landschaft aus Deltas wie bei Flußmündungen, ein Gefüge von Leitungen und Synapsen darstellt, wie es kein Künstler filigraner schaffen könnte.
Die zweite Dimension neutonaler Ästhetik zielt auf Zusammenhang und Funktion dieser Strukturen. Viele mittelalterliche Zeichnungen geben die Vorstellung wieder, daß die Realität durch das Auge wie vom Lichtkegel einer Taschenlampe abgetastet wird, so ins Gehirn gelangt und dort abgebildet wird. Sie transportieren ein noch häufig verbreitetes Verständnis von einem rezeptiven Wahrnehmungsvorgang und einer starren Lokalisierung der Gehirnfunkbonen.
Die neuronale Ästhetik steht derzeit auf dem Stand der Neurosemiotik. Der Vortrag von Privatdozent Olaf Breidbach vom Institut für Angewandte Zoologie der Bonner…