Christian Huther
Demonstrationen
»Vom Werden normativer Ordnungen«
Kunstverein Frankfurt/Main, 20.1. – 25.3.2012
Eine friedliche Szene. In einem Park sitzen oder liegen Menschen auf dem Rasen und reden, essen, trinken, lesen, spielen oder dösen. Eine träge und unpolitisch erscheinende Masse. Allerdings entstand das riesige Farbfoto mit dem Titel „Picnic Allée“ im Pariser Parc du Luxembourg am 14. Juli 2000, dem französischen Nationalfeiertag und Jahrestag der Erstürmung der Bastille von 1789. Doch die Menschen scheinen sich nur für den freien Arbeitstag zu interessieren. Ist das die politische Errungenschaft des Bürgertums, einen Feiertag mehr zu haben? Und was wäre, wenn diese unpolitische Menge plötzlich aufgeputscht würde? Etwa via Internet oder Handy zu einem Flashmob aufgerufen würde?
Es sind, im Zeitalter der weltweiten Occupy-Bewegung, durchaus provozierende Fragen, die sich dem Betrachter vor dem großformatigen Farbfoto des Italieners Massimo Vitali stellen. Vitali, Jahrgang 1944, ist einer von mehr als 40 internationalen Künstlern – meist in den 60er- bis 80er-Jahren geboren –, die derzeit im Frankfurter Kunstverein die Ausstellung „Demonstrationen. Vom Werden normativer Ordnungen“ illustrieren. Was etwas umständlich klingt, bedeutet, so Peter Siller, eigentlich nur: „Wie bilden sich gesellschaftliche Ordnungen heraus, die Bürger dann befolgen? Warum denken wir also, dass wir so und nicht anders handeln sollten?“ Peter Siller vertritt die Frankfurter Goethe-Universität, die seit geraumer Zeit über das Thema forscht und nun froh ist, ihre Arbeit aus dem Elfenbeinturm in die Stadt und zu den (kunstinteressierten) Bürgern tragen zu können.
So entwickelte sich eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Universität und Kunstverein. Zudem legt es das Thema nahe, auch mit künstlerischen…