Fritz Balthaus
Demo or die
Wenn Bilder schief an der Wand hängen, üben sie eine bezwingende Wirkung auf die Anwesenden aus. Was daran so in Bann schlägt, hängt in der Regel weniger mit dem Abgebildeten zusammen, als mit der situativen Ausnahme. Die Schräglage zerrt am inneren Horizont und stellt das Gleichgewichtsgefühl auf die Probe. Die spielend beherrschte und deshalb vergessene Schwerkraft rückt unangenehm ins Bewusstsein, und die Spannung entlädt sich erst, wenn wir uns entschieden haben das aus dem Lot geratene Bild wieder gerade zu hängen, oder einfach den Raum zu verlassen.
Der amerikanische Nuklearphysiker Murray Gell-Mann1 dagegen erträgt bereits seit Jahren völlig chaotisch hängende Bilder an der Wand seines Arbeitsraumes.
Warum, lässt sich ahnen, wenn man weiß was die Bilder, und wodurch sie aus dem Gleichgewicht gekommen sind: Auf den Bildern sind die von Gell-Mann vorausgesagten und 1952 nachgewiesenen Quarks2 zu sehen, und die auffällige Hängung besorgte ein Erdbeben im Jahre 1981. Dazu später mehr.
Beginnen wir da, wo der aufrechte Gang sich bereits erfolgreich gegen die gravitätischen Erdkräfte gestemmt hat, das Bild sich zwischen Mensch und Objekte schieben konnte, und der ‘enzyklopädische’ Kreis und sein allumfassend geglaubtes Wissen bereits selbst in Bewegung geraten sind. Die elektrischen Medien und Maschinen des 19. Jahrhunderts haben den Kreis des buchstäblichen und ikonografischen Verstehens erfasst und bringen ihn ins Rotieren.
In der Antriebsmaschine des Kreises, dem Kreisel, finden Schrift, Bilder, Sprache und Fugalkräfte ein einfaches Modell des Verlustes dem sie entgegensehen. Die Flieh- und Drehachsenkräfte der in Bewegung geratenen Zentrifuge richten sich gegen die Schwerkraft und das…