Johannes Stahl:
“dem Ornament …”
Galerie Hafemann, 4.5. – 30.6.1990
Acchrochagen sind üblicherweise das privatwirtschaftliche Äquivalent zum Weihnachtsmarkt der Künstler – mit dem Unterschied, daß die Sammelschau von “Künstlern der Galerie” nicht zur Hauptgeschäftssaison stattfindet. Es war längere Zeit schon überfällig, daß zu dieser ja sehr ursprünglichen Geschäftskonzeption einmal ein paar neue Impulse entwickelt werden. Während es oft so scheint, daß Galeristen immer dann eine Acchrochage machen, wenn ihnen nichts einfällt oder der Aufwand gering gehalten werden soll, wartet die Austellung “dem Ornament …” in der noch recht jungen Wiesbadener Galerie Hafemann mit dem Gegenteil auf.
Beteiligt sind elf Künstler, die auch sonst mit der Galerie verbunden sind – es fehlen aber auch Künstler der Galerie, die sich mit dem Thema nicht so recht befassen wollten. Daß eine Galerie eine Themenausstellung macht, ist so verwunderlich nicht, und auch die Idee, sich mit dem Ornament zu befassen, ist nicht neu – man denke an “Pattern & Decoration”, das Anfang der achtziger Jahre für kurze Zeit zum Kunsttrend zu werden versprach, oder die bei jeder Neuaufnahme weiter zugespitzte und schon im Original rhetorische Frage, ob denn Ornament ein Verbrechen sei. Das Besondere der Wiesbadener Ausstellung ist die spielerische Art, mit der das Thema aufgegriffen wird, und die Freiheit der gestalterischen Umsetzung – diesem Umstand kommt zugute, daß das Profil der Galerie konzeptuelle Ansätze und die Beschäftigung mit schrägen Stillagen fördert.
Die auf den ersten Blick abwegigsten Arbeiten stammen vom Mischa Kuball und Irene Peschick. Kuballs Installation “Wiesbadener Wand” besteht aus fünf aufrecht an der Wand stehenden…