Michael Hauffen
Dellbrügge & de Moll
»Reconstructing Future«
Öffentlicher Raum der Stadt München, 26.8. – 11.9.2012
Mit der Olympiade 1972 in München war die Herausforderung verbunden, den Eindruck der Spiele von 1936 als überholte Vergangenheit und Deutschland als eine erneuerte und weltoffene Gesellschaft erscheinen zu lassen. Dafür kam die Revolte von 1968 und ihre kulturellen Auswirkungen gar nicht ungelegen, bot es sich doch an, zusammen mit der transparenten Zeltdacharchitektur die allgemeine Aufbruchstimmung als Ausdruck demokratischer Freiheiten zu präsentieren. Es schien also nur noch darum zu gehen, die verschiedenen Motive und Ausdrucksweisen der Neuen Linken – die bis zu einer dezidierten Kritik am organisierten Sport reichten – in eine unproblematisch erscheinende und warenförmigen Oberfläche zu verpacken. Die Lösung fand sich in Otl Aichers utopischem Design in Verbindung mit einem künstlerischen Rahmenprogramm, das auch politische Positionen einschloss. Und nicht zuletzt sollten auch die vollkommen neuen Konzepte polizeilicher Konfliktvermeidung, die auf psychologischer Aufarbeitung von Erfahrungen mit Demonstranten gründeten, dazu gerechnet werden. Im Gegensatz zur traditionell stark autoritär geprägten Einschüchterungstaktik setzten sie auf eine raffinierte Strategie umfassender Kommunikationsangebote bis hin zum karnevalesken Umgang mit Situationen. So sollten etwa vor einer Festnahme Blumen überreicht und jeder Art von Aggression mit freundlichen Gesten und viel Verständnisbereitschaft der Elan genommen werden.
Alles das fand in der heiteren Farbpalette der Uniformen, die von den circa 40.000 Helfern im Umfeld der Spiele getragen wurden, seinen sinnfälligen Ausdruck. Das Künstlerduo Dellbrügge & de Moll hatte nun die Idee, aus der Distanz von vierzig Jahren die „What-If?“-Frage zu stellen. Was wäre, wenn damals kein…