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Titel: Hot Spot Tropen · von Ticio Escobar · S. 66 - 67
Titel: Hot Spot Tropen , 2009

Ticio Escobar
Debylyby

Ein Fest zur Sonnenwende

Im Gran Chaco in Paraguay, im Norden des Wendekreises des Steinbocks, leben die Ishir, ein Volk der Sprachfamilie der Zamuco, die historische Feinde der von Lévi-Strauss untersuchten Caduveo Mbayá sind. Die Ishir teilen sich in zwei Gruppen: die am Paraguay-Fluss lebenden Ebytoso und die Tomáraho, die Bewohner des Dschungels sind, der in diesen Breiten sehr dicht ist und von den weiten Ebenen abgelöst wird.

Fest, Zeremonie, Gesamtkunstwerk

Wenn der Frühling beginnt, veranstalten die Tomáraho ein ausgelassenes Fest, um das neue Jahr zu feiern: das heißt den Neubeginn der Zeit, die zyklische Erneuerung der Sonnenwende und die jeweilige Regenerierung der Sprossen und das Reifen der Ernten; aber auch die Beschwörung des mythischen Prinzips, die Initiierung der Jugendlichen, die kollektive Bewältigung der Trauer, das Fest und die Erneuerung der kollektiven Gewissheiten – kurz, die Wiederherstellung des Gesellschaftsvertrags. Diese komplexe Zeremonie, die drei Monate dauert, mobilisiert eine beeindruckende Bühnenmaschinerie von Choreografien, Tänzen, Musik und Schreien, Körperbemalungen und zeremonieller Aufmachung (Kleidung, Masken, Federschmuck). Die Inszenierung dieses rituellen Mechanismus stellt ein gewaltiges ästhetisches Gesamtkunstwerk dar. Niemand, der über ein Minimum an Sensibilität verfügt, könnte leugnen, dass er vor einem echten Kunstwerk steht: der Glanz der Erscheinung, der nächtliche Wahrheiten beschwört, die über den Irrwitz der Formen und die Ekstase der Körper erahnt werden. Doch, wie schon gesagt wurde, hat dieses strahlende und dunkle Werk klar definierte Funktionen, zu denen neben vielen anderen politische, wirtschaftliche, sowie magische und religiöse Zwecke zählen.

Schönheit, Aura, Kult

Einerseits ist der Debylyby – so heißt diese komplizierte Zeremonie –…


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