Cornelia Gockel
dead/undead
»Retro-Mechanismen in der aktuellen Kunst«
Galerie Six Friedrich Lisa Ungar, 14.4. – 17.6.2005
Das “Tor zur Freiheit” ist weit geöffnet. Ein roter Samtvorhang rahmt einladend die aus groben Steinblöcken gemauerte Pforte. Doch dahinter erwartet den Betrachter keine paradiesische Landschaft, sondern ein entsetzliches Inferno. Ein Wirbelsturm der Farben, wie aus einem Gemälde von van Gogh tobt über düster violetten Meereswogen. Verloren für immer, der es wagen würde, durch dieses Tor zu schreiten. Was bedeutet denn heute noch Freiheit? scheint der Künstler Markus Selg mit diesem großformatigen, am Computer konstruierten Weltuntergangsszenarium zu fragen. Ist das nicht ein ausgehöhlter, unendlich abgedroschener Begriff, der keinen verbindlichen Inhalt mehr transportieren kann? Das Werk von Markus Selg ist exemplarisch für die Ausstellung “dead/undead”, die Hans Jürgen Hafner für die Galerie Six Friedrich Lisa Ungar kuratiert hat. Denn Selg ist ein Meister des Samplings von High and Low, Sciencefiction und Geschichte, er ruft Themen der Malerei auf, ohne sich diesem Medium zu bedienen und kreiert dabei Oberflächen, deren verführerischen Pathos man sich kaum entziehen kann.
Eigentlich sollte Hafner eine Malerei-Ausstellung kuratieren, doch der Kritiker machte den Galeristinnen schnell klar, dass man dieses Thema viel weiter fassen müsse. Er setzte sich über Gattungsbegriffe hinweg und inszenierte ein Zusammentreffen von 12 Künstlern aus zwei Generationen. Die Klammer, die diese sehr unterschiedlichen künstlerischen Ansätze zusammenhält, ist die Frage nach der Funktion von Retro-Mechanismen in der aktuellen Kunst. Dabei interessieren ihn sowohl die thematisch-inhaltlichen als auch die formalästhetischen Aspekte, die neue Kunst manchmal so alt aussehen lassen. Als historischer Hintergrund…