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Ausstellungen: Bremen · von Kathrin Luz · S. 320 - 321
Ausstellungen: Bremen , 2004

KATHRIN LUZ
David Zink Yi

Alrededor des dosel // Umgehen der Baumkronen
Künstlerhaus Bremen, 10.07.-08.08.04

Majestätisch gleitet er über die Baumkronen am Madre del Dios dahin: Der Harpyie-Adler. Geheimnisvolles Fabelwesen und biologisches Forschungsobjekt in einem, dereinst am Amazonas entdeckt und später benannt und systematisch erfasst vom berühmten Biologen Carl von Linné. Mit seinem anthropomorphen Antlitz und seiner kronenähnlichen Doppelhaube hat er seitdem die menschliche Fantasie reich beflügelt, die ihn als mythisches Mischwesen irgendwo zwischen Mensch und Tier verortete. Die Wipfelregion gewaltiger Kapokbäume – bis zu 70 Meter hoch – sind sein Revier, unerreichbar für jeden natürlichen Feind, für jedes Raubtier einschließlich der Gattung Mensch. Über zwei Meter misst der Flügelschlag im Durchschnitt, selbst große Tiere wie Affen, Faultiere oder Nasebären, ja Hunde, Hühner und Ferkel sind vor dem beflügelten Jäger nicht sicher. Der geheimnisvolle “König der Lüfte”, wie ihn die Ureinwohner Amazoniens respektvoll nennen, ist zugleich auch der geheime Protagonist in David Zink Yis neuester, im Bremer Künstlerhaus gezeigten Videoinstallation “Umgehen der Baumkronen”. Geheim, weil er selbst niemals in Erscheinung tritt, kaum am Amazonas, gar nicht an der Weser. So muss sich der Besucher mit den visuell aufbereiteten Erzählungen des Ornithologen Antonio Fernandini Guerrero, einem Freund Zink Yis, mit dem er gemeinsam den Urwald durchquert hat, “begnügen” – was er sicherlich angesichts der perfekten Inszenierung und gekonnten Dramaturgie rund um den unsichtbaren Helden gerne tut.

Gemeinsam ist die “Vierer-Expedition” unterwegs durch den Dschungel – immer auf der Spur des imposanten Vogels – und begegnet ihm doch nie von Angesicht zu Angesicht: der Ornithologe,…



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