Michael Stoeber
David Thorpe
»Veils and Shelters«
Kunstverein Hannover, 29.8. – 11.11.2009
David Thorpe ist in seiner Kunst ein großartiger Resteverwerter. Er beugt sich über die Utopien der Kultur- und Geistesgeschichte und schaut, was er davon für sich gebrauchen kann. Es ist, als nehme er den Befund T. S. Eliots beim Wort, geschrieben nach den Schocks des ersten Weltkriegs. Was wir heute in Händen halten, so der Dichter im „Waste Land“, sei „just a heap of broken images“, nur noch ein Haufen zerbrochener Bilder. Thorpe prüft diese zerbrochenen Bilder, die einst einen tröstlichen Sinnhimmel über dem Menschen aufspannten, wendet sie hin und her, führt sie mit anderen zusammen und baut aus ihnen seine künstlerische Welt. Sie hat längst nicht mehr den Anspruch, eine normative Ästhetik oder Ethik zu sein. Sie macht sich auch nicht anheischig, uns zu lehren, „was die Welt im Innersten zusammen hält.“ Was sie uns indes in Form einer sehr speziellen Erinnerungsarbeit zeigt, sind mit der Evokation der großen Sinn- und Erlösungsversprechen der Vergangenheit die spezifischen Verluste einer skeptisch gewordenen Moderne und das Bricolagehafte und Subjektive, nur den Autor Verpflichtende, zeitgenössischer Sinnsuche in der Kunst.
Seine Übersichtsausstellung im Kunstverein Hannover startet der 37jährige, in London geborene Brite mit einer Raumarbeit, die er für diese Schau konzipiert hat. Wir sehen eine Bodenplastik aus 512 beigebraunen Keramikkacheln, die nach seinen Angaben im Schwarzwald gebrannt wurden. Sie zeigen ein florales Fantasiemotiv, wie wir es auch aus der, in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts entstandenen, britischen Arts and Crafts Bewegung kennen, etwa aus den…