Jürgen Kisters
David Stern
Galerie Welz, Salzburg, 4.9. – 29.9.1991
Malerei, die den Gegenstand nicht leugnet, das Malerische bewahrt und darüber hinaus menschlichen Erfahrungen angemessen gerecht werden will, ist in den letzten Jahrzehnten fast ausgestorben, und man denkt immer wieder, daß sie heute, unter der Belagerung moderner gesellschaftlicher Themen und Techniken, gar nicht mehr möglich ist. Welcher Unsinn! David Stern hat sich nie von der alten Tradition sorgfältiger, inhaltsschwerer Malerei entfernt, und die Kraft seiner farbsatten Bilder ist von einem Zauber, der jenseits der aktuellen Theorien und Zeitgeister die Erfahrung weckt. Das folgt der Einsicht, daß nur das, was einzig mit Malerei gesagt werden kann, wirklich Malerei ist. Wenn man die Malerei ein wenig beser verstehen möchte, muß man sich auf die Dinge, die auf keine andere Art gesagt werden können, konzentrieren. Genau das will David Stern.
Die Bilder, die der Maler zu einer Ausstellung in der Salzburger Galerie Welz zusammengestellt hat, sind allesamt während der letzten drei Jahre entstanden. Es sind stehende und sitzende Figuren, Parkbilder, Portraits der Gesichter von Freunden und des eigenen Gesichts. Es sind große und kleine Formate; durchgängig darauf sind die Sattheit und Bewegtheit des Farbauftrags.
Aus einer scheinbar amorphen diffusen Farbturbulenz heben sich erst allmählich erkennbare Getalten heraus: eine Sitzende, Bäume, mehrere Sitzende, ein Gesicht. Auf den ersten Blick schaut man auf eine Oberfläche kräftiger Farben, die beinahe noch zu triefen und zu kleben scheinen. Das ist fransig und klumpig, eine Landschaft aus Wülsten, Furchen und Schlieren, in der äußersten Anreicherung eines augenscheinlich schweren Materials, Farbe. In diesen…