Tricia Collins und Richard Milazzo
David Salle: Unsere Subjektivität
I. Das Bezugssystem
– Alles in David Salles Werk wirkt abgenutzt, abgeschwächt, ja sogar zufällig, während man andererseits das Gefühl hat, daß es darauf angelegt ist, Aufmerksamkeit zu erwecken.
– Du meinst, daß es zu eindeutig in seinen Hinweisen ist, daß es mit diesem Interpretationszugang spielt und daß es in seiner Überbestimmtheit gerade umgekehrt wirkt.
– Ja. Und das ist die Art und Weise, wie es sich wieder von sich selbst distanziert. Hier liegt der Grund, warum man beginnt, die These von einer zurückgenommenen Ästhetik, einem zurück genommenen Bezugssystem zu entwickeln.
– Du meinst, daß der Zugang zu Salles Ikonographie sehr eng ist, daß der Code der ästhetischen Elemente selbst sehr beschränkt ist und daß das gesamte System oder Schema vage, aber in die Kultur integriert ist – und sich so, in seiner scheinbaren Abgenutztheit, kulturell anpaßt.
– Aber trotzdem muß man letztendlich feststellen, daß Salles Werk in seinen Abschwächungen sehr formal ist – es läßt einen innehalten.
– Die Erwartungshaltung durchläuft einen leeren Raum.
– Die Ikonografie bewirkt eine kritische Zergliederung der Bedeutungsinhalte.
– Der Kreis der Subjektivität ist eng gezogen.
– Du meinst also, Salles Werk erweckt Aufmerksamkeit im Sinne, daß es Bezüge festlegt, ohne einen dauernden Bezug zum Inhalt zu haben.
– Ja. Es erweckt Aufmerksamkeit, weil alle Bezüge vorhanden und betont gesetzt sind – sie sind überdeutlich und wirken so fast grotesk – man kann sagen, daß Salles Werk diesen Aspekt bis zum Extrem ausspielt, aber die Bezüge weisen…