Gabi Czöppan
David Salle
Staatsgalerie moderner Kunst, 15.12.1988-29.1.1989
Wer wie der Amerikaner David Salle bereits mit 36 Jahren derart breitgefächerte museale Weihen (Einzelshows von Los Angeles bis New York; Beteiligung an nahezu allen wichtigen europäischen Großausstellungen von documenta bis Zeitgeist) erfahren hat, wer postmoderne Zeitstile und Moden, Neopop- und “smartart”, junge Wilde und Transavantguardia überholt hat und sich trotz vehement propagiertem Eklektizismus in kein Gruppenschema pressen läßt, wer auf dem internationalen Markt neben Julian Schnabel, Eric Fischl und Jeff Koons zu den derzeit teuerst (-170.000 DM) gehandelten jungen amerikanischen Künstlern gehört, ist unbestritten ein Star. Und eben das, was den traditionellen US-Star auszeichnet, verkörpert Salles Kunst: Glamour und Spektakel, Künstlichkeit und Synthetik, Mythos und Tod.
David Salle ist der Amerikaner par excellence. Er stellt Zeichentrick neben Kunstgeschichte, Prüderie neben Perversion, konzeptuelle Realismen neben malerische Gesten. Sein Zugriff auf Bild- und Textzitate ist ungehemmt, nie aber willkürlich; seine Skepsis gegenüber festgefügten Wahrheiten bleibt ungebrochen, seine Methode perfekter Künstlichkeit stilvoll, elegant und distanziert-kühl. Das mosaikartige Nebeneinander der Elemente, die Mischung verschiedener Stile unterliegen einer strengen Choreographie, die die Bildteile in klare Projektionsfelder trennt und einen offenen, alles umfassenden Raum schafft. Ähnlich wie in der Musik, beim Film oder beim Tanz (Salle schuf auch Bühnenbilder und Garderoben für Oper und Ballett) klingen die Motive nach bestimmten Gesetzen leitmotivisch zusammen. Waren Salles frühere Bilder in postmoderner Art fragmentiert, sind seine neueren Gemälde nach 1985 quasi musikalisch strukturiert.
In “Fooling with your Hair” (1985) rückt der Betrachter in die Rolle des Voyeurs: In der unteren Bildhälfte reihen sich drei…