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Monografie · von Dan Cameron · S. 166 - 176
Monografie , 1986

Dan Cameron
David Salle

Salle Akademie

Seit Jules Olitski kam wohl kein Künstler den Kunstkritikern so gelegen wie David Salle. Seit der ersten vorsichtigen aber doch begeisterten Würdigung durch Thomas Lawson in der Flash Art-Ausgabe vom Januar 1980 hat sich die Salle-Kritik praktisch zu einer eigenen Industrie verselbständigt. Es gibt erst seit einem halben Jahrzehnt regelmäßig Bilder von ihm, und doch ist Salle schon für mehr Wegen-Ausstellungen-Geschriebenes verantwortlich als irgendein anderer Künstler seit Johns (natürlich mit Ausnahme von Myron Stout). Und über Salle findet ein ernsthafter ästhetischer Diskurs statt (oder zumindest das, was man heute dafür hält) und nicht Rummelplatz-Geschrei oder abgehobenes Gefasel. Kritiker, die Begriffe wie ‘Aneignung’ und ,Neosurrealismus’ ohne jeden Schweißausbruch erläutern, werden in der Wahl ihrer Worte sehr vorsichtig, wenn es an das Thema David Salle und die Wichtigkeit und/oder Bedeutung seiner Arbeit geht. Außerdem sind da noch die Kataloge und Zeitschriften, die die Saison mit Artikeln über Salle beginnen und schließen, die seiner Kunst gewidmeten Leitartikel und eine ungeheure Informationsflut (seine Galerie-Bibliographie in exquisitem Druck auf vanillegelbem Papier ist wirklich nicht zu verachten). Gesteht die Kunstkritik jetzt via Salle schuldbewußt ihre alte Unfähigkeit ein, ästhetische ‘Bedeutung’ und ‘Werte’ zu erklären – ganz zu schweigen von der Welt außerhalb der Kunst -, und nehmen sie David Salle deshalb mit offenen Armen auf, weil nur er unsere tiefe Unfähigkeit, uns auszudrücken, versteht?

Nun kann ich zum ersten Mal selbst über ihn schreiben und da stelle ich fest, daß ich das Thema ‘Salle-Kritik’ geradezu unwiderstehlich finde. Wie soll man sich zu einem…


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