Cornelia Gockel
David Lynch: Dark Splendor
»Surreale Bildgeschichten«
Max Ernst Museum, Brühl, 22.11.2009 – 21.3.2010
Es muss irgendwo in einer dieser nichts sagenden Unterführungen passiert sein, die langweilige, von großen Verkehrsstraßen geteilte Stadtviertel miteinander verbinden. Grauer Betonfußboden, ein paar Schaufenster, deren Auslage doch niemand beachtet, und dieses kalte, blaugrüne Licht, das jeden Passanten wie einen drogensüchtigen Junkie erscheinen lässt. Eine Kugel hat den Brustkorb des Mannes zerfetzt und ein riesiges blutendes Loch in sein frisch gebügeltes, weißes Oberhemd gerissen. Mit großen vor Schreck geweiteten Augen starrt uns der Sterbende ungläubig an. Es hätte jedem passieren können. Der Mann auf dem Bild ist ein Nobody mit schlecht sitzendem Sakko, über das nun das Blut spritzt. „This man was shot 0.9502 seconds ago“ hat David Lynch mit schwarzer Schrift nüchtern auf dem eindringlichen Bild vermerkt, als ob es sich dabei um ein Szenenfoto aus einem seiner Filme handelt.
Es ist schwer nicht an die Filme von David Lynch zu denken, wenn man durch die Ausstellung in Brühl im Max Ernst Museum geht, die das bildnerische Werk des gefeierten amerikanischen Regisseurs erstmals in Deutschland präsentiert. Nur wenigen ist bekannt, dass Lynch in jungen Jahren eigentlich Maler werden wollte, eine Kunsthochschule besucht hat und erst durch einen Umweg beim Film gelandet ist. Wie nah die beiden Welten zusammen liegen, zeigt diese Ausstellung, in der nicht nur das bildnerische Werk, sondern auch eine Auswahl früher Kurzfilme präsentiert wird.
„Six Man Getting Sick“ war die erste filmische Arbeit, eine 4-minütige Animation, mit der er seine Malerei zum Leben erweckte: „Die…