Frank Frangenberg
David Lamelas
»Time as activity«
Galerie Gisela Capitain, Köln, 29.1. – 6.3.1999
David Lamelas bevorzugt elegante Lösungen. Er ist Südamerikaner. Das Kind spanischer Einwanderer, die Anfang der dreißiger Jahre nach Argentinien auswanderten, emigriert 1968 in die entgegengesetzte Richtung. Mit 22 Jahren nimmt David Lamelas an der Biennale in Venedig teil und bleibt in Europa. 1977 verschwindet er in Hollywood, um das amerikanische Filmimperium von innen zu studieren. Ein Jahrzehnt später kehrt er nach Europa zurück. 1997 hat David Lamelas eine erstaunlich beachtete Retrospektive in Rotterdam und München, “A new refutation of time” – eine neue Widerlegung der Zeit. Eine weit ausholende, einfangende Umlaufbahn des eigenen Körpers über den Globus, durch den Kunstmarkt hindurch.
David Lamelas arbeitet konzeptuell. Seine Versuche, das narrative Vergnügen von Filmen zu kontrollieren besitzen den asketischen Charme dieser Kunstrichtung. Was ihn von anderen Konzeptkünstlern unterscheidet, liegt in der Konsequenz begründet, mit der er seine künstlerischen Überzeugungen umsetzt – und das eigene Leben einsetzt. Ebenso wie er Augenblicke der Zeit aus Filmen eliminiert, eliminiert er sich selbst aus dem europäischen Kunstbetrieb und hat fast zwei Jahrzehnte später einen fulminanten Auftritt. Die biographische Frage nach der Rückkehr von Lamelas in den Kunstmarkt ist fast ebenso legitim wie sie interessant ist. Später. Mehr.
Denn hier geht es um Zeit. Zeit. Hätten wir einen Moment Zeit für die Wahrnehmung von Zeit? Die Betrachtung von Zeit gestaltet sich schwierig, da diese in der Zeit erfolgen muß. Wir haben eine gelungene abstrakte Aufgabe – Zeit in der Zeit?! – zu bewältigen.
@:Zeit, möglichst fühlbar, faßbar, erlebbar,…