Michael Stoeber
David LaChapelle
»Earth Laughs in Flowers«
Kestnergesellschaft, Hannover, 25.2. – 8.5.2011
Die erste Pflicht im Leben ist, so künstlich wie möglich zu sein. Die zweite Pflicht hat bisher noch niemand entdeckt“, lesen wir bei Oscar Wilde, und es scheint, als habe der amerikanische Fotograf David LaChapelle diese Maxime zum Motto seiner Kunstpraxis gemacht. So viel Inszenierung und Künstlichkeit wie in seinen Bildern war nie. Opulent, kitschig, grell, aber stets grundiert von einer scharfsinnigen Analyse seiner Motive. Das wird vor allem in den Porträts des Künstlers deutlich. Wenn er Drew Barrymore, Spross einer berühmten Schauspielerfamilie, in der Rolle einer lasziven Serviererin abbildet, betont er die Nähe zwischen Coffee Shop und Filmstudio in Los Angeles, wo jeder ganz schnell zum Star werden, aber auch ebenso schnell wieder in der Versenkung verschwinden kann. Oder Hilary Clinton an ihrem letzten Tag als First Lady. Vor ihr auf ihrem Schreibtisch hat der Künstler als ambivalentes Emblem dieser Jahre einen wurmstichigen Apfel platziert. Oder Michael Jackson. Wie in einer klassischen Pietà-Darstellung ruht er im Schoß eines weißen jungen Mannes. Oder das Verlegerehepaar Taschen. LaChapelle zeigt die beiden in einer ironischen Charade. Sie, als machtvolle Domina mit Peitsche, treibt ihn in einer Sadomasoszene auf allen vieren vor sich her. LaChapelles intelligente Fotografien lieben die Erzählung. Als Kind schon gehört der 1963 in Farmington, Connecticut, geborene, katholisch erzogene LaChapelle zu denen, die lieber anderen Geschichten erzählen, als dass sie immer nur welche hören wollen. Bis heute stecken in den unverwechselbaren Bildinszenierungen des Fotografen, die von hoher manieristischer, surrealer…