Hermann Pfütze
David Krippendorff
»The Beautiful Island«
Galerie M + R Fricke, Berlin, 19.11.2005 – 7.1.2006
David Krippendorff bearbeitet und verfremdet ästhetische Symbole und Kino- Ikonen der amerikanischen Gewaltkultur und artikuliert damit den Antrieb der Kunst, Zivilkultur zu etablieren. Gewaltkultur beschwört die Faszination und lebt vom Erfolg der Gewalt. Zivilkultur dagegen hält der Faszination stand, lebt vom Misserfolg der Gewalt und kultiviert Vermittlungsformen, die ihr überlegen sind, wie Recht und Markt, Sprache und Kunst. Unmittelbar geben Gewalttaten nichts her für Kunst. Man muss den Schrecken entkommen und vor Gewalt sicher sein, um sie zum Thema machen zu können. Erlebnisferne ist hier Bedingung näheren Erschließens und das ist das Gegenteil der Ästhetisierung der Gewalt, die den Schrecken zum Nervenkitzel verharmlost.
In der Ausstellung werden zwei je etwa sechs Minuten lange Videos gezeigt, in denen zentrale Szenen berühmter Hollywood-Filme hervorgehoben, verändert und gegen ihre Intention verdeutlicht werden. Das Video The Beautiful Island (Part 1) ist das dritte aus einer Werkgruppe, die David Krippendorff nach dem 11.September 2001 in New York gemacht hat, als Reaktion auf die “verbreitete Kriegsmentalität”, die er dort erfuhr. Das Video ist eine Sequenz aus dem Schwarz-Weiß-Film Gilda von 1945 mit der erotisch-lasziven Rita Hayworth in der Hauptrolle, und zeigt in einer langen Einstellung die ruhige Bewegung der Wellen des Ozeans vom Strand im Vordergrund bis zum am Himmel verschwimmenden Horizont. Musikalisch begleitet wird die Sequenz von der Originalstimme der Schauspielerin, die zu Akkordeonbegleitung “hate is a very exciting emotion” singt. Der Film wird am Ende jäh unterbrochen durch eine Explosion…