Hamburg
David Hockney
Die Tate zu Gast
Bucerius Kunst Forum 01.02.– 13.09.2020
von Rainer Unruh
Gleich das erste Bild zeigt eine Art Ausstellung in der Ausstellung: David Hockney steht in einer blaugrünen Jacke inmitten seines Ateliers in den Hollywood Hills von Los Angeles, umgeben von leuchtend farbigen Gemälden: Man sieht multiperspektivisch inszenierte Landschaften, von Säulen eingefasste Innenhöfe und sogar eine Hommage an Fra Angelicos „Verkündigung“. „In the Studio, December 2017 “ (2017) zeugt einerseits von der nie erlahmenden Auseinandersetzung David Hockneys mit den großen Themen der Malerei und ist andererseits zugleich Ausweis seines Interesses an den Gestaltungsmöglichkeiten der Gegenwart, entstand das mehr als sieben Meter breite Querformat doch am Computer auf der Grundlage von Tausenden Digitalfotos.
Man ist geneigt, bei berühmten Künstlern die Stärke ihrer reifen Arbeiten ins Frühwerk zu projizieren. Das entpuppt sich oft als Illusion. Bei David Hockney fällt es dagegen schwer, den überstrapazierten Begriff Genie zu vermeiden. Die Sicherheit, mit der sich Hockney bereits Anfang der Sechziger, da ist er noch keine 25, das Formenvokabular seiner Zeitgenossen aneignet und es in eine höchst eigenwillige Sprache ummünzt, verblüfft auch heute noch. „The Third Love Painting“ (1960) rüttelt die zur Konvention erstarrten Gesten des Abstrakten Expressionismus aus ihrem Tiefschlaf und schleudert die Kunst direkt in die raue Realität öffentlicher Toiletten und ihrer von Graffiti übersäten Wände. „Tea Painting in an Illusionistic Style“ (1961) sprengt das übliche Leinwandquadrat, verwahrt sich aber zugleich gegen aufgeblasene Avantgarde-Rhetorik, indem es dem Bildträger die banale Form einer aufgeklappten Packung für Teebeutel verleiht.
Mitte der Sechziger rückt ein idealisiertes Kalifornien…