Sigrid Feeser
David Hockney
»Neue Bilder«
Galerie Neuendorf, 17.5.-30.6.1989
Mit dicken Farben und raschem Pinsel gemalt, sahen die neuen Bilder von David Hockney bei Neuendorf in Frankfurt aus wie die Arbeiten eines willentlich Naiven. In den letzten Jahren hatte der in Kalifornien lebende Engländer vor allem als Autor vielteilig-ausufernder, in quasi-kubistischer Manier zusammengesetzter Fotocollagen von sich reden gemacht. Und erst in diesem Frühjahr traf man ihn als Mitarbeiter einer im Frankfurter Architekturmuseum zu Ausstellungsehren gekommenen künstlerischen “Bodenreform” des Teppichherstellers Vorwerk an.
Etwas verblüfft konnte man feststellen, wie leicht und problemlos sich die aus den Pool-Bildern bekannten, kurzen Farbgesten Hockneys zum virtuosen Design umdeuten ließen – überraschend brauchbare Luxussachen und dennoch ein ironisch und intelligent vorgetragenes Plädoyer gegen das Verranntsein in Bedeutungen, die außerhalb der sichtbaren Sache selber liegen; gerade da war Hockney immer noch wiederzuerkennen als der einstige Pop-Heroe der sechziger Jahre.
Natürlich sind Teppichböden für Glanz und Elend des Sehens und seiner medialen Vermittlung immer noch eher heikle Beispiele, freilich solche, die gut und gern auch auf der Haben-Seite zu buchen sind. Hockney, so scheint es, ist immer noch nicht so leicht zu orten, trotz der nun wirklich nicht mehr zu übersehenden Neigung, sich in den einmal erworbenen Mitteln einzurichten. Oder etwa doch nicht?
Die Ausstellung, fünfzehn Bilder alles zusammengenommen, keine Zeichnungen, war mehr eine auf das gemeinsame Entstehungsjahr 1988 zu datierende Zufallsversammlung als eine sorgfältig durchkomponierte One-Man-Show. Sie widerstand dem perfekt durchgestylten Galerie-Ambiente ganz vortrefflich. Hockney, und das war die wirklich neue Erfahrung, wirkte ungewohnt solide, fast hausbacken bis in die wie lackiert glänzenden…