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Ausstellungen: Barcelona · von Uta M. Reindl · S. 433 - 433
Ausstellungen: Barcelona , 2002

UTA M. REINDL
David Goldblatt

Museu d’Art Contemporani de Barcelona (MACBA),
Februar bis Mai 2002

Er braucht keinen genetischen Freak oder den Verformten, um die geheime Kommunikation der physischen Kraft zu entdecken, die das individuelle Leben bestimmt.”1 schreibt die afrikanische Autorin Nadine Gordimer über die künstlerischen Motive ihres Landsmannes David Goldblatt. Auch braucht der 63-jährige Fotograf und Enkel jüdischer Einwanderer für seine gesellschaftskritische Arbeit nicht das spektakuläre Event oder den schnellen Schuss mit versteckter Kamera. Er richtet ein “kontemplatives Auge”2 auf die Wirklichkeit, porträtiert Menschen nie ohne deren Erlaubnis und befasst sich mit ihnen über längere Zeit. Ob es nun der Minenarbeiter, der Ureinwohner oder die weiße Bourgeoisie ist, die karge Steppenlandschaft oder die skurrile Architektur sektiererischer Gemeindehäuser – nicht in vereinzelten Aufnahmen dokumentiert der Weiß-Afrikaner die Realität, sondern in Serien, die er durch ausführliche Essays erläutert. In dieser Form präsentiert der diesjährige Documenta-Teilnehmer seine 200 Schwarz-Weiß-Fotografien aus den Jahren zwischen 1948 bis 1999 in der aus New York kommenden Retrospektive “fifty-one years” – zuletzt im Museum für zeitgenössische Kunst in Barcelona (MACBA). Gleich im Eingangsbereich der MACBA-Ausstellung veranschaulichten Aufnahmen aus der Serie “Particulars” die Präzision und Ironie, mit der Goldblatt Menschen in “sectional photographs” (Gordimer) treffend porträtiert: Close ups von nackten und bekleideten Beinen sitzender Menschen verschiedener Hautfarbe und Körperfülle oder der Körperausschnitt einer Schwarzen, die ihr Geld unter dem Tuch versteckt hält. Mit vergleichbarer Exaktheit definiert Goldblatt Licht und Schatten, so in der Architektur-Serie “Structures”, etwa bei der schlicht kubisch geformten Lehm-Hütte nahe Phuthaditjhaba aus den achtziger Jahren, aber auch…


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