MICHAEL STOEBER
David Claerbout / Peter Pommerer
Kunstverein Hannover, 24.8. – 29.9.2002
Was, fragt sich der Besucher, mag Direktor Stephan Berg wohl bewogen haben, den Belgier David Claerbout und den Deutschen Peter Pommerer zeitgleich im Kunstverein Hannover vorzustellen, zwei Künstler, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Zwar gehören sie einer Generation an, Claerbout ist Jahrgang 1969, Pommerer Jahrgang 1968, aber ansonsten scheint sie nicht viel zu verbinden. Claerbout hat als Maler angefangen, arbeitet heute indes ausschließlich mit den Medien Fotografie und Video. Pommerer hat sich als Zeichner einen Namen gemacht. Um so neugieriger ist der Besucher, ob es nicht vielleicht doch so etwas wie einen Konvergenzpunkt gibt, in dem sich die Werke der beiden Künstler berühren.
Bei Eintritt in die Ausstellung Claerbout empfängt den Besucher Nacht. In dem Maße, wie sich seine Augen anpassen, tauchen aus der Dunkelheit vier Lichtkästen auf (Hier von “Licht” zu sprechen ist eigentlich eine Contradictio in adjecto). Sie zeigen nächtliche Ansichten von Venedig: Salute, Ca d’Oro, San Giorgio, etc. Der Künstler hat die Bilder nach Sonnenuntergang oder kurz vor Tagesanbruch aufgenommen. Die Ansichten wirken geisterhaft, todgeweiht, einem Reich der Schatten angehörend und könnten symbolischer nicht sein für den moribunden Status der Stadt. Zugleich revitalisiert Claerbout auf diese Weise zu Tode geknipste Venedig-Motive zu neuer Kenntlichkeit.
Die dem Verfahren eingeschriebene Dialektik von Tod und Leben scheint charakteristisch für die Werke des Belgiers. Die amerikanische Kritikerin und Kuratorin Lynne Cooke erkennt in Claerbouts Arbeiten zwei sich bedingende Pole: “loss” (Verlust) und “reclamation/reparation/resurrection” (Wiedergewinn, Entschädigung, Auferstehung). Diese Ambivalenz hat auch schon ein…