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Ausstellungen: München · von Cornelia Gockel · S. 370 - 371
Ausstellungen: München , 2010

Cornelia Gockel
David Claerbout

»Uncertain Eye«
Pinakothek der Moderne, München, 1.10.2010 – 9.1.2011

Es muss an einem der ersten warmen Frühlingstage gewesen sein. Erst zaghaft sprießen die Blätter an den frisch gepflanzten Bäumen, die lange Schatten in den gepflasterten Innenhof werfen. Eine Gruppe von kleinen Kindern, einheitlich in weiße Kittel gekleidet, spielt um sie herum. „Antonio Sant’Elia, 1932“ hat David Claerbout seine Videoinstallation genannt. Sie basiert auf einer alten Fotografie des gleichnamigen Kindergartens in Como, den der italienische Architekt Giuseppe Terragni erbaut hat. Terragni zählt zu den wichtigsten Vertretern rationalistischer Architektur, einer Stilrichtung, an der auch Mussolini Gefallen fand. Claerbout hat die Fotografie wieder zum Leben erweckt, indem er das Laub der Bäume mittels Video animiert hat. Ganz sacht scheint der Wind in den Blättern zu spielen, sodass der Eindruck entsteht, als ob sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft für einen Moment in diesem Bild verdichten.

Mit „Antonio Sant’Elia, 1932“ von 1998 und „Long Goodbye“ von 2007 besitzt die Pinakothek der Moderne zwei zentrale Arbeiten von David Claerbout. Die Kuratorin Inka Graeve Ingelmann hat um die beiden Neuerwerbungen eine kleine Studienausstellung konzipiert, die in das Werk des belgischen Künstlers einführt. Dabei ist Claerbout in München kein Unbekannter mehr. 2004 hat es bereits eine von Susanne Gaensheimer kuratierte, großangelegte und vielbeachtete Schau im Kunstbau des Lenbachhauses gegeben. Ein Jahr zuvor war er in der Galerie Rüdiger Schöttle zu sehen. Graeve Ingelmann hat deshalb den Fokus auf jüngere Arbeiten gelegt.

Seiner künstlerischen Strategie ist Claerbout jedoch treu geblieben. Aus scheinbar alltäglichen Situationen entwickelt er komplexe Bildgeschichten,…



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