Thomas Wulffen
David Claerbout
Gezeiten Background Time
Berliner Künstlerprogramm des DAAD und Akademie der Künste
23.1. – 20.3.2005
Vielleicht wäre jenes Monitorbild, das in einer Ecke der Ausstellung, so vor sich hin läuft, ein Symbol für das gesamte Werk von David Claerbout. In dem Video Cat and Bird sitzen ein Katze und ein Wellensittich still nebeneinander. Der Betrachter erwartet von einem der Tiere eine Reaktion, aber kommen nicht zueinander, aber sie kommen sich auch nicht ins Gehege: berührte Distanz. Etwas ähnliches ließe sich für das Werk von David Claerbout, 1969 in Kortrijk, Belgien geboren, ganz allgemein sagen. Das Verhältnis von Foto und Film ist ein prekäres und ein keinesfalls gelöstes. Auf der Folie der durchgehenden Digitalisierung wird angenommen, dass die Medien ohne großes Zögern über ein Kamm geschert werden können. Das dem nicht so, beweist Claerbout immer wieder. So erinnert sich der Autor dieser Zeilen an eine Gruppenausstellung in Berlin, die ein Werk von Claerbout zeigte: ‚August 6th, 2003 Paul und Gilles auf einem Hügel.’ Der Betrachter realisierte erst nach intensiverem Hingucken, dass es sich nicht um ein Video handelte, sondern um ein Cibachrome, äußerst geschickt beleuchtet.
Die Ausstellung in der Akademie der Künste ist die zweite Station der Ausstellungstournee, die im Münchner Lenbachhaus begonnen wurde und bis Ende des Jahres eine Fortsetzung findet. Sie ist für Berlin in jeder Hinsicht ein Ereignis, weil sie einerseits die Akademie der Künste als einen originären Ausstellungsort deutlich werden lässt. Denn der Stadt Berlin fehlt immer noch ein Ort, der den nationalen und internationalen Ambitionen des Berliner…