RAINER METZGER
“Dass die Körper sprechen, auch das wissen wir seit langem.”
Generali Foundation, Wien, 22.1. – 25.4.2004
Die Prominenten, unsere Pioniere des Famous-for-Fifteen-Minutes, müssen immer, wenn sie fotografiert werden, originell sein. Wenn sie also der Kamera ins Auge schauen, dann wollen sie die Unwiderstehlichkeit, von der sie überzeugt sind, auch vorführen. Und sie werfen sich in Pose. Wenn sie das tun, dann vollführen sie Gesten. In 98 von hundert Fällen, sind das die folgenden: Wenn sie schlecht drauf sind, zeigen sie den Stinkefinger, geht es ihnen gut, das Victory-Zeichen.
Daraus kann man eine Zivilisationstheorie basteln. Oder eine Ausstellung. Unter dem unaussprechlichen Titel “Dass die Körper sprechen, auch das wissen wir schon lange” will die Generali Foundation beweisen, dass den Zeitgenossen ausdrucks-, aber nicht expressionshalber mehr zu Gebote steht als die Fingerübungen der Prominenten. Nach wie vor, so lautet die These, sind Gesten lesbar. Gesten stellen eine Sprache her, für die es einen Code gibt und damit auch Verstehbarkeit. Ihr Medium ist das humane Verhalten, ein natürliches Gebaren, das natürlich jeweils von den Situationen in Geschichte und Gegenwart abhängt. Doch wenn die These stimmt, muss diese buchstäbliche Körpersprache genauso eine ganzheitliche Dimension besitzen, eine transhistorische Komponente, eine menschheitsumfangende Kraft. Dieses Esperanto aus Emotion und Exaltierung wäre typisch für die momentan aktuelle Frage nach einer Bild-Anthropologie.
In der Tat fuchtelt und forciert es nur so in der Schau, es wird getanzt und verrenkt und um sich und in sich geschlagen, dass die versammelte Körpermasse zu einem riesigen Ornament gerinnt. Für eine Ausstellung ist das großartig:…