Peter Funken
Das Wunder in der Schuheinlegesohle
»Werke aus der Sammlung Prinzhorn«
Sammlung Scharf-Gerstenberg, Berlin, 27.11.2014 – 6.4.2015
Es ist eine besondere, zuweilen seltsame Ausstellung, die sich vor unseren Augen auf türkisgrünen Wänden in den Räumen des Museums für Surreale Kunst entfaltet: „Das Wunder in der SchuhEinlegeSohle“ gibt mit mehr als 120 Bildern, Zeichnungen und Skulpturen aus der Sammlung Prinzhorn einen eindrucksvollen Einblick in das Kunstschaffen psychisch kranker Menschen.
Die Sammlung entstand im Auftrag der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg und aufgrund der intensiven Sammeltätigkeit des Kunsthistorikers und Psychiaters Hans Prinzhorn (1886 – 1933) in den Jahren unmittelbar nach dem 1. Weltkrieg. Insgesamt umfasst die Sammlung mehr als 6000 Werke psychisch Gestörter, vor allem aus den deutschsprachigen Ländern, die diese vor der Jahrhundertwende und bis 1920 in Irrenanstalten gemalt, gezeichnet und modelliert haben. Auf dieser Grundlage publizierte Prinzhorn, der der Lebensphilosophie Ludwig Klages nahestand, 1922 den umfangreichen Band „Die Bildnerei der Geisteskranken“ im Berliner Springer-Verlag. In der psychiatrischen Fachwelt fand das grundlegende Werk wenig Resonanz, anders bei den künstlerischen Avantgarden jener Zeit, denn für Expressionisten wie E.L. Kirchner, forschende Künstler wie Klee und Kandinsky, besonders für Surrealisten wie Max Ernst, Dali, André Breton oder Kubin wurde das Buch zu einer Art Bilderbibel, das unverstellt zeigte, wie eng Wahn und Vernunft, Irrsinn und Genie, seelisch Krankes und vermeintlich Normales zusammengehören. Und tatsächlich, vieles, was die Berliner Ausstellung an vermeintlich Verrücktem vorhält, fand seine Entsprechung manchmal nur wenige Jahre später in der Realität von Gesellschaft, Wirtschaft und Kunst – etwa die Absurdität von Milliarden- und Billionen-Geldnoten während der…