Alexander Klein
Das Wohnen bei den Dingen
Inszenierung als gestellte Wirklichkeit in Kultur- und Naturhistorischen Ausstellungen
Der Begriff der Inszenierung stammt aus der Theaterwelt. Von den Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts an fand er zusammen mit dem Begriff des Szenografen Eingang in das Museums- und Ausstellungswesen. Die Verbreitung dieses Begriffs zeigt einen Einstellungswandel unter Kuratoren, Direktoren, Gestaltern – und nicht zuletzt beim Museumspublikum an. Für die Entwicklung einer erfolgreichen und guten Ausstellung gilt es heute nicht mehr als ausreichend, Objekte quasi als dreidimensionale Fußnoten eines wissenschaftlichen Textes aufzufassen. Es ist weitgehend Konsens, dass ein ausstellendes Museum historischer oder naturwissenschaftlicher Ausrichtung auch selbst Bilder erzeugen muss. Wenn der Begriff der Inszenierung heute zu einem routinemäßig verwendeten Instrument der Museologie ebenso wie des praktisch orientierten, ausstellenden Museums geworden ist, so zeugt dies nicht nur von einer zunehmenden Einbeziehung theatralischer Gestaltungselemente in das museale Ausstellen. Es zeugt auch von der zunehmenden Publikumsorientierung des Museums, das sich mehr und mehr als Medium versteht – und als ein grundsätzlich offener Ort, wo über die Bedeutung der Dinge verhandelt wird.
Dinge vs. „Phänobjekte“
Eine Begriffsklärung tut Not, zumal der Begriff „Inszenierung“ zu den undeutlichsten im Ausstellungswesen zählt. Dies geschieht im Folgenden nicht begriffsgeschichtlich, sondern sozusagen ausstellungsphänomenologisch. Die Frage stellt sich: Was geschieht eigentlich, wenn man ausstellt?
Fangen wir mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner der gängigen Ausstellungstheorien an. Klassische Museumsausstellungen (Foto- und Textausstellungen betrachte ich nicht als „klassische Vertreter des Mediums“) präsentieren Material, das von manchen Museologen Gegenstände, von anderen Musealien, von dritten Dinge genannt wird. Es kann sich dabei um historische bzw….